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Die Geschichten die du einst über das Reich Valeria hörtest gehören mittlerweile der Vergangenheit an. Es wurde bei einem Vulkanausbruch zerstört und nun befindest du dich auf einer unerbittlichen Reise auf der Suche nach einer neuen Heimat. Viele werden diesen Marsch nicht überleben, manche werden sich von dem König abwenden doch wieder andere tragen den unzerstörbaren Keim der Hoffnung in ihren Herzen. Gehörst auch du zu jenen Geschöpfen? Oder schlägt die Dunkelheit bereits Wurzeln in deiner Seele?
Das Pass Into Oblivion ist ein textbasiertes Rollenspiel in welchem du in die Rolle eines Pferdes schlüpfst. Dazu kommt, dass du deinen Charakter mit der Hilfe unseres kreativen Teams selbst gestalten kannst, denn auf Wünsche gehen wir natürlich sehr gerne ein! Schau dafür gerne einmal auf unserem Discord-Server vorbei!
NEUIGKEITEN
Alle aktuellen Neuigkeiten findet ihr hier.

29.05.2024 - Plot: I. Auf alte Zeiten
28.03.2024 - Frohe Ostern!
22.12.2023 - Frohe Weihnachten!
01.10.2023 - Der neue Zeitraum [...]
29.09.2023 - Die ersten Quests
29.09.2023 - Die neue Umgebung
26.09.2023 - Zwischen I. Sterbende Welt und [...]
22.09.2023 - Abschluss des Kapitels I. Sterbende Welt
DIE HELFENDEN HÄNDE


ROLLENSPIELINFORMATIONEN
Der Tod der Königin wurde offiziell bekannt gegeben und die Suche nach ihr eingestellt. Der Inplayzeitraum beläuft sich vom Sommer bis Herbst. Das Wetter ist im Spätsommer warm und die Temperaturen liegen zwischen 25°C bei Nacht und 35°C bei Tag. Der Wald bietet der Herde Schutz vor übermäßiger Hitze und der See wird kontinuierlich aus dem Gebirgsfluss gespeist.

Im Herbst ist das Wetter wechselhaft und stürmisch. Die Steilküste wird zu einem ungemütlichen und auch gefährlichen Ort. Temperaturen zwischen 15°C und 25°C schlagen sich immer wieder mit Herbstgewittern nieder.

Stand: 28.03.2024

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I. Auf alte Zeiten
15. Herbst 83, nachmittags | Lichtung im Wald | Schicksalsschlag, Nero Valerius, Penthesilea Achilléas, Anchor Aegidius, Spartacus Licinius, Ceres Acillius, Ezrael Achilléas, Sayyirah, Vesta Acillius, Desmond Aegidius, Aaron Miles, Nyke Astoria, Tuana Licinius, Karthago Dracas, Ares Licinius, Nova Odyssey, Rhíon, Artemis Miles, Álvaro, Kachina, Fawna Miles, Gaia Acillius, Lyrae, Hestia Dracas, , , Damhnait, Acalo Aegidius, Lucian Astoria, Cyan
Ein Missverständnis zwischen ihnen? Soso?
Artemis beäugte die schwarze Schönheit. Sie trug Narben unter ihrem Fell wie auch sie selbst, welche trug, die Augen waren ähnlich der Miles, ein weiß. Temi hatte diese Augen nicht abbekommen. Als sie klein war, hätte sie gern gehabt, heute war sie froh darum, das Familienzeichen nicht offensichtlich tragen zu müssen.
Aufmerksam lauschte sie der Ausführung von Nova, warum sie im Schatten stand. Aufmerksamkeit, die sie nicht ertrug. Das war in Ordnung und würde mit Sicherheit auch zu vielen anderen passen. Dennoch hatte Nova ausgerechnet diesen Ort gewählt, diese Herde.
Einer Herde, die an Werten festhielt, die sie umkommen ließen.

Beinahe hätte Artemis gelacht. Sicherheit. “Tut mir einen Gefallen, Nova. Du bist klug und schön, such nicht die Sicherheit in den Oberen. Bleibt weiterhin in den Schatten. Auch wenn Glanz und Gloria versprechen, so ist dort immer das zu finden, was in den Schatten nicht da ist. Ich hätte ein anderes Reich gewählt. Aber vielleicht habt ihr diese Reiche einfach noch nicht gefunden.“ Sie wollte ihr sehr gern von dem Amazonenvolk erzählen. Aber vermutlich wären nur Stuten um sie nicht das richtige. Für Temi war es ein Traum gewesen.
Wäre da nicht ihre Mutter gewesen, sie würde sofort dahin aufbrechen.
Keine Männer um sie herum, nur Stuten.
Ein Traum.
In weiter Ferne.
“Zu einem würde I...“ Weiter kam sie nicht. Ein großer, schwarzer Schatten schob sich von hinten in die Dunkelheit des Abends.

Artemis Blick blieb an den roten Augen hängen. Sie neigte den Kopf und gab einen Knicks von sich. Adel zu Adel. Aber der Schatten am Rand war nicht weiter ein Schatten. Augen verfolgten den Drachen. Also tat Artemis das, wozu sie verdammt war.
Sie spielte.
Ein Spiel, das sie nicht spielen wollte, eine Maske, die sie nicht haben wollte. Natürlich war sie eine Valkyre. Aber heute Abend in erster Linie eine adlige.

“Guten Abend, Dracas Karthago!“ nannte sie erst seinen Nachnamen, dann seinen Vornamen, um nicht unhöflich zu sein und ihm Respekt zu zollen. Respekt, den sie zwischen ihren zusammen gebissenen Zähne hervorpressen musste. Auch wenn er freundlich aufgelegt war, so war es Temi, die wieder ihr Feuer zügeln musste, da ihre Mutter den Blick auf sie heftete. Prüfend, ob sie noch da war. Das Lächeln galt nicht ihr, als sie sah, wer bei ihr stand, ungeachtet der anderen Stute neben ihr. Natürlich. In Mutters Augen war eine nicht Adlige keinerlei Konkurrenz. Artemis trat einen Schritt zurück. Sie hatte bereits den Kopf leicht gedreht, um zu schauen, zu wem sich ihre Mutter geflüchtet hatte, ehe sie ihre Aufmerksamkeit dem Rappen geschenkt hatte, der ihr Versteck hatte auffliegen lassen.
Danke Karthago.

Nova & Karthago

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Sie musste sich selber verbieten, dort hinzublicken. Ares würde nichts machen, was ihr schaden würde. Aber Sie. SIE. Ihr Puls schnellte wieder in die Höhe und Tuana hob die Luft ein und wieder aus, um ihr rasendes Herz zu beruhigen.
Deshalb haftete sie ihre blauen Augen auf das Antlitz Anchors.
Sie hatten lang nicht mehr nach ihm gesehen. War zwar hier und da in seiner Nähe gewesen, aber sie wollte ihn nicht bedrängen.
Ein wenig dumm war sie, aber nicht blöd.
Also hielt sie sich zurück, ließ ihn allein, denn wer mochte in solchen Zeiten schon ein solches Gemüt wie ihres?
Heute aber, jetzt, stand er neben ihr und lenkte sie von einer Dunkelheit ab, die sie versuchte auf ihre Seite zu ziehen.

Er sprach von der Zukunft der Kinder. Aufmerksam betrachtete sie den Aegidius.
“Die Einjährigen?“ fragte sie nach. “Was haben sie denn alle für Wege? Für Möglichkeiten?“ Sie fragte für Celia. Ihr blieb früher nur der eine Weg, aber vielleicht, ganz vielleicht durfte ihre Tochter ja außerhalb des Adels etwas anderes erkunden?
Natürlich würden Ares und sie noch darüber sprechen, welchen Weg sie ihrer Tochter schenken sollten. Den alten. Wie Lea.
Oder einen neueren?
Anchor sprach weiter.
“So?“ sie hob eine Augenbraue und schürzte die Lippen. Frauen im Heer. Soldatinnen. Valkyren.
All das war Tuana fremd. Sie verstand nicht, wie eine Frau ein solches Leben wählen wollte. Aber es war in Ordnung.
Sie musste nicht alles verstehen.

Aus den Augenwinkeln nahm sie weißes Fell wahr, mit Rotem. Kurz blickte sie auf die Fläche auf der Tanzende zu finden waren und für einen Moment war ihr Herz wieder klar. Im Takt mit ihr selbst. Desmond hatte Ceres zum Tanz aufgefordert und es gut. Gut im Hier und Jetzt zu sein.
Dann zogen ihre Augen wieder hinüber und das gute Gefühl flog mit der Taube davon.
Sie neigte das Haupt und er, er lachte. Er lachte!
Okey, es war ein Lächeln.
Schnell huschte ihr Blick wieder zu dem wunderschönen Paar auf der Tanzfläche, zwang sich, ihren Bewegungen zu folgen und nicht wieder zu Ares und dieser... dieser.

Erst als sie die Stimme von Nero hörte, spürte sie, dass sie die Luft angehalten hatten.
“Den Platz sollten wir meinem Bruder überlassen...“ lächelte sie, betrachtete dann voller Stolz die beiden im Tanz.
Was sollte diese Eifersucht? Ares würde sie nicht hintergehen und schon gar nicht mit Rhion. Darauf musste sie Vertrauen und bei Gott, das konnte sie doch am besten?
“Aber Euer Tanz war ebenso schön anzusehen. Vesta Acillius ist eine kleine Perle.“ die winzige Falte in ihren Mundwinkeln, die eh schon zu einem Lächeln hochgezogen wurden, war deutlich zu sehen.
Sie neigte kurz den Kopf, um ihren Respekt vor dem König zu zeigen. Sie hatten schon lange nicht mehr miteinander gesprochen. In letzter Zeit war sie viel zwischen den Kindern und Ceres hin und her geflogen. Hatte ihren Weg wieder aufgenommen. Wegen dieses Weges blieb sie wieder still und betrachtete nur aus den Augenwinkeln die beiden Männer neben sich, die sie nicht nur zur Familie, sondern gleich auch den Schwarzen als guten Freund bezeichnet.

Anchor & Nero

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Vesta war nicht enttäuscht. Ein Schritt nach dem anderen. Sie konnte nicht erwarten, dass Ceres und sie an einem Abend plötzlich ganz und gar wieder zueinander finden würden. Ihre letzten Worte, so schien es der braunen Acillius, hatten Ceres wieder Kreise in ihren festgefahrenen Gedankengängen ziehen lassen. Es war immer faszinierend, ihr dabei zuzusehen, wie sie nach ihren eigenen Rechtfertigungen suchen musste. Als sei sie Kläger, Richter und Geschworene zugleich. Früher hatte Vesta sich vorgestellt, Ceres trüge einen inneren Kampf aus. Ihr Herz im Versuch, aller Pflicht zu entkommen. Später musste sich die braune eingestehen, dass Vesta selbst es war, die sich in diesem Kampf wiederfand und es ihr schlichtweg nicht möglich war, die schöne Füchsin als Verbündete für ihre Sache zu gewinnen. Umso rascher hatte ihr Herz nun also geklopft als Ceres in einem wilden Wortsturm verfallen ihre Stimme für sich sprechen ließ. Vesta lauschte, doch in ihrer sturen Ignoranz hatte sie alsweilen erneut das hübsche Köpfchen schräg geneigt, die dunklen Perlen das Licht der Abendsonne widerspiegelnd, erreicht vom warmen Lächeln auf den samtenen Lippen. 
Ceres war eine Kriegerin. Eine rote, vom Feuer geküsste Soldatin und in ihrer gleißenden Rüstung, scheute sie vor keiner Schlacht. Die Art des Wimpernaufschlages, der schnell, gar hastig, ihren Blick zur Räson rief, ihr kühn schlagendes Herz in der angespannten Brust. 
Ein zartes Kichern, vorsichtig und leise, als könnte es bereits im trägen Windzug sterben, entfloh ihr. 
Sie würden wohl niemals gänzlich dieselbe Meinung teilen. Aber das hier? Das, was dieser Abend zwischen ihnen beiden hervorgerufen hatte? Alleine dafür würde Vesta ihre Freiheit aufgeben und sich der Angst der Ehe stellen. 

Als hätte sie ihn beschworen, unterbrach seine kühle Stimme den Moment. Überrascht löste sie sich aus ihrem Frieden. Als hätten sie soeben in ihrem ganz eigenen, weißen Garten verharrt, war nun Desmond Aegidius an die Pforte herangetreten und bat um Einlass. Vesta entgegnete seine Verneigung lediglich höflich und überließ ihnen sogleich den Augenblick. Ob Schule der Acillius oder lediglich schwesterlicher Beistand der Ursprung ihrer nächsten Handlung war, mit einem Lächeln entließ sie Ceres aus dem sonnendurchfluteten Garten der Schwestern. "Gewiss, Ser." Und damit entließ sie die beiden in ihren Tanz. Der Phoenix und ihr Sturm. Bei ihrem letzten Blickkontakt verengten sich ihre Augen und sie hob feixend das Haupt an. Fünf Gründe, liebste Schwester. Auch, wenn sich aus Ceres Verhalten bereits ableiten ließ, dass die fünf Gründe wohl kaum gegen dieses Bündnis sprechen würden. 

Während sie sich der beiden aber besah, wurde der Raum plötzlich trist und leer. Wie ein schweres Woosh dröhnte ihr Innerstes und löste den Blick von jeglichen Anwesenden, lockte ihn zurück in einen unerreichbaren, fiktiven Pfad. Man durfte das braune Geschöpf nicht missverstehen. Sicherlich war da Freude und Stolz und Wärme beim Anblick ihrer Schwester. Wie sie lächelte und flüsterte und die Eleganz, derer sie selbst sich nicht gewahr war - vielleicht niemals zur Gänze gewahr sein konnte. Vesta hoffte, dass Desmond ihr auf dem Weg zu dieser Erkenntnis womöglich besser beistehen konnte. 
Aber Vesta Acillius war, wie bereits aus eigenem Frust angemerkt, keine Närrin. So freudig sie den Moment, ihren Moment wahrlich, mit Nero Valerius immer wieder vor ihrem inneren Auge aufleben ließ, umso mehr ergriff die Nervosität sie. Man hatte nicht erwarten können, dass sie plötzlich ihre Angst und ihre Zweifel ablegen konnte. Egal, wie sanft der König des heutigen Abends war, Ceres hatte Recht: Sie kannte ihn noch nicht. Also rannte das kleine Mädchen in ihrem Inneren verzweifelt von Zimmer zu Zimmer, lauschte verlebten Sitzungen, tadelnden Worten und rief sich jegliche Lehren erneut in Erinnerung. Hektisch eilte es weiter durch die feuchten, kalten Gänge bis der Atem zu schwer wurde und es verzweifelt am Rahmen eines steinernen Fensters klammerte. Eine Hand fasste zur bebenden Brust, die andere hielt sich noch im Hier und Jetzt. Draußen, vor den Toren des Schlosses lächelte eine dunkle Gestalt und in seinem Auge lag ein warmer, wenngleich trister Glanz. Nur langsam ebbte das Gefühl der Panik ab, wollte aber nie ganz verschwinden. Denn sie wusste, dass die Gestalt, so kühn und freundlich sie auch war, ihre eigenen Ansprüche an die Tore des Hauses Acillius geführt hatten. Was sie letztlich aus diesem Schloss und seinen Lehren tat und wie sie die Welt dort draußen empfangen würde, lag bei ihr.
Also fasste sich Vesta ein Herz, hob das gesenkte Haut und schritt hindurch die Mengen tosender Worte. 

Ihr Weg führte sie dennoch nicht zurück zu ihrer Familie, sondern abseits der Gruppen zu einem ihr einst bekannten, nun fremd gewordenen Gesicht. 
Der Abend lag doch voller Überraschungen. 
Damnacht, Damnacht! 
Sein Name hatte einst träge und schwer auf ihrer Zunge getanzt. Als Kind hatte sie nicht verstanden, warum man einen goldenen Jungen nach der Nacht benannte. Irgendwann hatte man ihr das Missverständnis argwöhnisch erklärt und ihre fantastische Welt ins Wanken gebracht. Denn sie hatte DamNacht das Fabelwesen oft in ihre Geschichten eingebunden. Der Sohn der Nacht.  Dann war er zu einem Sonnenkind geworden. Zumindest wollte Vesta das glauben. Sie war immer schon zu neugierig, zu aufmerksam, zu kalkulierend gewesen und Damhnait zu sonderbar. Einst hatte sie es sich zur Aufgabe machen wollen, seine Tiefen zu ergründen. Irgendwo auf dem Weg zwischen Freiheitssehnsucht und sterbendem Herzen, hatte sie das Ziel aus den Augen verloren: und war erwachsen geworden. So wie auch er erwachsen war. 
Sie lächelte nicht ob dieser Feststellung, gesellte sich lediglich zu ihm, der Erkenntnis verlorener Gespräche Einheit zu gebietend. 
"Dahmnait." So ruhig, beinahe wohlig klang sein Name nun aus ihrem Mund. Irgendwann einmal war er ihr ein Symbol gewesen. Schüchtern hatte sie sein Fellkleid aus neidischen Augen betrachtet. Ihrer Meinung nach hätte es sicher geholfen ein wenig mehr wie die Sonne auszusehen, um den Ansprüchen einer strahlenden, stolzen Ehefrau gerecht zu werden. Nach all den Jahren aber kam sie zu einem anderen Urteil und bemitleidete ihn um die Bürde, die sein Wesen mit sich trug. Kein Adel. Als Sohn Sunlit's aber ein Stand, welchen man ihm nicht absprechen konnte. 
Vesta üblich interessierte sie das nicht. Sie hatte einst geglaubt, in ihm einen Freund sehen zu können. 
"Es ist lange her." Eine implikationsschwangere Feststellung. Sie hatte nicht erwartet, ihn hier zu sehen. Doch das musste sie ihm nicht mitteilen. 

Damhnait

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Anscheinend hatte seine Cousine Probleme. Hätte er öfter mit ihr das Gespräch gesucht, hätte sie sich ihm vielleicht anvertraut. Wobei, wenn er länger darüber nachdachte, nein, vermutlich nicht. Nicht, wenn es Eheprobleme waren, die sie belasteten. Tuana kannte seine Einstellung und er kannte die ihre. Er hätte ohnehin nicht helfen können. Nachdenklich folgte er ihrem Blick, der immer wieder zu Ares und Rhíon huschte. So sehr sie es auch versuchte sich von dem Anblick loszureißen, es schien ihr unmöglich. 
Anchor wusste, dass er mit jedem vergehenden Tag einen tieferen Abgrund zwischen ihnen geschaffen hatte. Vielleicht wäre ein einfaches Lächeln, ein anerkennendes Nicken oder ein unverfängliches Gespräch genug gewesen, um die Wogen zu glätten, aber er konnte nicht. Er konnte einfach nicht. Selbst die Lippen zu einem Lächeln zu verziehen kostete ihn Unmengen an Kraft. Jedes Wort, jede Geste, war eine Lüge, ein Schauspiel, dessen er sich nicht hingeben wollte. Jede Aufmerksamkeit seinerseits wäre nur aus Höflichkeit geschehen, also blieb er still, sprach nicht und lachte auch nicht, denn ihm war nicht nach Lachen zumute. Das Einzige, was er noch tun konnte war, ehrlich zu sein und durch diese Ehrlichkeit offenbarte er ein grenzenloses Nichts. 

Stumm sah er dabei zu, wie seine Cousine mit sich selbst kämpfte und konnte dem nichts entgegensetzen. Bis Nero an seiner Seite auftauchte.
Leicht neigte Anchor den Kopf und zupfte gespielt strafend an einer Strähne seiner Mähne.
"Du kennst mich, ich kann mir einfach nicht helfen", schmunzelte er.
Er hätte die Empörung der Allgemeinheit gewiss genossen, hätte er an einem Abend wie diesem mit niemandem getanzt, außer einem Kind und seiner Cousine. 
Bevor sie das Gespräch jedoch weiter aufnahmen, warnte er den König. Anchor warf einen bedeutungsschweren Blick in Richtung Ares und Rhíon und schwenkte knapp zu Tuana zurück. In gewisser Weise war es wohl weniger eine Warnung, als eine stumme Bitte um Hilfe. Vielleicht war er auch getrieben von einem Hauch Verzweiflung. Er würde die Licinius gewiss nicht ablenken können, war er schließlich noch nie gut darin gewesen, einnehmende Gespräche zu führen. Aber wenn er sich dem nicht alleine stellen musste, war es ihm vielleicht möglich, seine Cousine auf andere Gedanken zu bringen. 

Dummerweise erwähnte Tuana Vesta Acillius. Anchors Lächeln verrutschte und verschwand in der Bedeutungslosigkeit, während er Desmond starr dabei zusah, wie er eine andere Dame über die Tanzfläche führte. Oh ja, gewiss, Vesta war eine Perle. Was machte Tuana in ihrer Freizeit aus Penthesilea, Asariel und sich selbst? Einen Diamanten, einen Rubin und einen Saphir? Vielleicht hatte seine Cousine doch nicht genug Probleme, wenn sie sich für jeden von ihnen als Synonym einen verdammten Stein ausdenken konnte. 

"Du fragtest wegen Celia, nicht?"
War es unhöflich, das Gespräch wieder in diese Richtung zu lenken? Fort von Perlen? Wen kümmerte es, entschied er. Sie hatte eine Frage gestellt und er beantwortete sie. Nichts weiter. 
"Sie hat dieselben Möglichkeiten wie jene vor ihr. Sie kann sich den Erzieherinnen anschließen, der Heiligergilde", er erwähnte Ezraels Namen nicht, nahm ihn nicht einmal in den Mund, so gerne er ihn auch voller Abscheu ausgespien hätte, "und neuerdings wohl auch den Valkyren. Oder sie macht..."
Er zögerte kurz und nahm all seine Selbstbeherrschung zusammen, um so neutral mit dem Kinn in Richtung der Tanzfläche zu deuten, wie möglich.
"Das da." 

Nero & Tuana

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Interessiert lauschte Desmond ihren Worten während ihre Körper weiter dem vorgegebenen Takt folgten. Er wusste, dass er jetzt vorsichtig sein musste und seine nachfolgenden Worte mit bedacht zu wählen hatte. Zumindest wenn er das Interesse der Roten nicht verlieren wollte - auch wenn der graue Wächter nicht wusste, warum er sich so sehr um ihr Interesse sorgte. Letzten Endes war es ja schon verwunderlich, dass sie sich nach ihrer letzten Begegnung überhaupt auf den Tanz eingelassen hatte. 
Gaia's Einwände bezüglich mancher Kandidaten waren nicht sonderlich verwunderlich. Die alte Acillius hatte es schon immer verstanden die Juwelen der Familien in ihre eigene einzuverleiben. Sie machte einen Sport daraus und Desmond war sich ziemlich sicher, dass sie einen tieferen Plan verfolgte. Einen Plan, den sie vermutlich keinem offenbaren würde. Wäre sie ein Hengst und eine Aegidius geblieben, stünde die Familie nicht dort, wo sie jetzt stand. Wahrscheinlich wären sie immer noch bedeutsam und sie hätte ihren Neffen - seinen Vater - selbst zum Richtblock geführt. Doch wer wenn nicht Desmond ließ sich von derlei Kram nicht beeindrucken? Schließlich lebte der Graue nur im Hier und Jetzt, verlor dabei keinen Gedanken an das was in zehn Jahren auf ihn zukommen würde, geschweige denn an das, was schon längst für ihn verloren war. "Das wusste ich nicht. Wir haben uns nie über groß Politik unterhalten.", gestand Desmond auf die Worte bezüglich des Dracas-Erben und zeigte eine angemessene Spur Verwunderung. Gerade einem Dracas hätte er tatsächlich etwas anderes angedichtet, eine striktere Lebensweise, etwas, was nicht so... lasch war, wie... Desmond selbst. "Dann muss ich ja nicht gegen einen Dracas um deine Gunst buhlen.", warf Desmond ein und zwinkerte Ceres nonchalant zu. Es wäre wohl ein merkwürdiges Schauspiel. Karthago und Desmond. Werbend. Um die Gunst einer Acillius. Vergnügen zeigte sich auf seinem Gesicht.

"Dich."

Die Antwort auf seine Frage überrumpelte den grauen Leibgardisten einen Moment, was man wohl an einem kurzen Entgleisen seiner Gesichtszüge erkennen konnte. Er? Ceres Acillius - Ceres, die Perfektionistin - fand das er - Desmond, der Idiot - ein Kandidat wäre? Nicht nur einer, sondern ein geeigneter. Er verstand die Welt nicht mehr. 
Dennoch fasste sich der Aegidius. "Das trifft sich, wo ich doch meine Meinung über's heiraten nach unserem letzten Gespräch deutlich überdacht habe.", fuhr er fort und kam vor ihr zum stehen, als der Tanz endete.

Ceres

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So streifte er sie sich über. Diese fremde Haut. Eine Haut die ihn einengte, sein Herz in einer eisernen Faust hielt und ihm das atmen erst wieder ermöglichen würde, wenn sie von seinen Knochen platze. Doch es sah so leicht aus, das Lächeln auf seinen Lippen, der sanfte Ausdruck in seinen goldenen Augen während er Vesta betrachtete und sich über die Wahl ihrer Worte amüsierte, schien sie doch lediglich die seinen zu echoen. 

Und sie hatte Recht. 

Ebenso wie er. 

Sie hatten sich ewig nicht mehr gesehen. Seit er den Posten als Späher angetreten hatte und seit dem die abgelegensten Orte Valerias, aber nun auch dieses Landes erkundete, zog es ihn nicht mehr all zu häufig zur Herde zurück. Er und die anderen Späher waren Geister an dem Rand der Gesellschaft, ihnen noch mehr entglitten als die Grenzer es waren. "Und wie ich sehe, scheinst du deinen Platz in der Gesellschaft gefunden zu haben.", der Ausdruck in seinem Gesicht war anerkennend, als sähe er in ihr schon die nächste Königin. Das dieser Gedanke gar nicht so weit hergeholt war, wusste der Goldjunge bis zu dem Zeitpunkt nicht. Er hatte den Tanz von Vesta und Nero verpasst, so wie er scheinbar alles in diesem Land zu verpassen schien, da es ihn viel zu oft forttrieb. 

Kurz ließ Damhnait seinen Blick schweifen. Betrachtete die umliegenden Pferde, erblickte sogar Nova. Ihre Gesellschaft war... interessant. Und ihre Anwesenheit schmälerte den Schmerz der sich über seine Haut zog. Er wandte den Blick ab, legte ihn wieder auf Vesta. "Erzähl mir von deinem Tag.", forderte er sie auf, ein Satz den er als Junge oft zu ihr gesagt hatte. Bis er eines Tages verstummte.

Vesta

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"Hmm," entfloh es ihr. Ihren Platz in der Gesellschaft also? Etwas an seinen Worten stach. Für einen kurzen Moment war sie versucht nach etwas in seinem Gesicht zu suchen, zu ergründen, welcher Sinn den Worten tatsächlich innewohnte. Damhnait hatte sich rar gemacht, war nicht länger ein Antlitz, welches man oft im Volk antraf. Und wie erwähnt, es war lange her. Wahrscheinlich war es nicht seine Intention mehr anzudeuten als nötig war - doch ihre Selbstreflexion hüllte seine Worte in einen Kokon, an dem sie sich die Finger verätzen würde. Dabei bemerkte sie nicht einmal, dass sie nicht weiter auf seine Anmerkung eingegangen war. 

Ein Schritt auf ihn zu, die Lippen geschürzt, die Augen gesenkt. Ihr Wimpernkranz nur ein Umhang für den Glanz in dunklen Seelenspiegeln. Sie lächelte mehr zu sich, ein Bedauern als Geschenk in den Händen tragend, welches sie des Abends mit sich tragen würde. Ob ein entfernter Beobachter zu verstehen begann, dass sie selbst ein Spiel aus Täuschung begonnen hatte, dem sie seit Monaten schon nicht mehr entkommen konnte? 

"Er war," ein kurzes Zögern, der letzte Schritt spielerisch langsam, bevor sie wie einem Spiegelbild entgegenblickend vor ihm zum Stehen kam. "...tatsächlich sehr schön." 
Wie lange war es her, dass sie ihm so aufrecht ins Antlitz geblickt hatte? Offen forschte sie nun also, das Haupt leicht schräg geneigt, kein Lächeln ihre Freude über das verlebte nach Außen tragend. Wo Ceres ihr eigenes Licht war, hatte Vesta es schon immer verstanden das Bild ihres Gegenübers wiederzugeben. Wohl eher aus einem Selbstschutz heraus entstanden, hatte es sie zu einer exzellenten Diplomatin herangezogen. Eine der Eigenschaften, die Gaia oft zunächst abschätzend, dann anerkennend abnickte. 

Also fand Vesta sich in einer eigenartigen Ruhe wieder. So, wie sie Ceres vermisst hatte, breitete sich nun ebenfalls ein klammes Echo in ihrer Brust aus. 
Sie wusste nicht einmal, wann sie nicht mehr miteinander gesprochen hatten. Und plötzlich musste sie sich fragen, ob sie sich in ihrem Freiheitsdrang zu sehr verloren hatte. Hatte sie sich bislang nicht in solchen Belangen als schuldig betrachten wollen, schmeckte die Uneinsichtigkeit doch fahl nach. Womöglich hatte sie wohl doch einige zu viele Bande gekappt. Dass der goldene seine eigenen Gründe hatte wollte sie ihm gewiss nicht unterschlagen. Um ihren abscheulichen Ursprung aber konnte sie nicht wissen. 
Vielleicht Gottes Art ihre reine Seele zu bewahren. 
"Sollte ich dir sagen, dass du mir gefehlt hast oder habe ich den passenden Zeitpunkt bereits verpasst?"

Damhnait

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Nero grinste schief bei Anchors Worten. "Ich weiß, ich weiß. Unverbesserlich.", antwortete der schwarze König und stieß den Lohfarbenen sachte mit der Schulter an. Dann schaute der Rappe in Richtung der Tanzfläche und erblickte Desmond der einen Tanz mit Ceres Acillius teilte. Tuana schien sehr zufrieden damit zu sein, vermutlich hatte die Aegidius-Familie auch einfach sehr lange darauf gewartet, dass Desmond seinem Kindskopf entwachsen würde und begann sich für die Gepflogenheiten seines Standes zu interessieren. Und da gehörte auch ein Tanz mit einer potenziellen Ehe-Gattin dazu. Auch wenn Nero den Gedanken, dass Desmond sein Schwager werden könnte tatsächlich ein wenig befremdlich fand. Und bei dem Gedanken musste er unweigerlich zu Anchor schauen, er wandte den Blick jedoch rasch wieder ab. Er hatte den Wink in Richtung Ares und Rhion bemerkt. Rhion. Nero wusste bis heute nicht wie er mit ihr verfahren sollte. Im Grunde war er ihr ein Gespräch zumindest schuldig, schließlich hatte er ihre Familie abschlachten lassen - und das, wie er erfahren hatte, ohne Grund. Wären die Dinge anders gelaufen wäre sie seine Nichte. Nero wandte sich wieder seinen beiden Freunden zu, darüber würde er sich später Gedanken machen. 

Auf Tuanas Worte über Vesta nickte der Rappe. "Sie hat zudem ein angenehmes Wesen inne.", führte er weiter aus und sah sich kurz nach der Braunen um, die an der Seite von Sunlits Sohn stand und in einem Gespräch vertieft zu sein schien. Nero kannte den Jungen nicht, doch er schätzte Sunlit und seine Art den Adel und das Volk zu einen. 

Offensichtlich hatten sie über die Laufbahnen der Fohlen gesprochen. Nero hatte bereits das Gespräch mit Rayyar und Ezrael gesucht. Natürlich empfahl Ezrael jedem Kind den Weg zur Heilergilde und es war auch nichts verwerfliches daran. Die Heiler waren noch nie so gut aufgestellt gewesen wie das Heer. Doch auch der Klerus hatte gelichtete Reihen, dieses Jahr würde es schwer für Nero werden die Laufbahnen zu verteilen. Der der dabei am wenigsten forderte war der Klerus. Rayyar war Bescheiden in seinen Wünschen und überließ es lieber den Kindern den Weg zu Gott zu finden. "Ist etwas verwerfliches dabei, wenn eine Stute 'das da' sein möchte?", fragte Nero seinen Freund mit einem kritischen Blick. Die Mütter waren letztens die, die den ehrbarsten Beruf innehatten und für ihren Fortbestand sorgten. Letztlich war es auch Kýras Ziel gewesen, vielleicht war das aber auch der Grund, weshalb Anchor diesbezüglich so reagierte. "Celia steht soweit jeder Weg offen. Anchor freut sich schon auf die laufbahnfördernden Tage - wo er allen Fohlen die Wichtigkeit des Heeres vermitteln kann. Aber Ezrael freut sich ebenso und Rayyar auch. Wer weiß... im Winter wird es fest entschieden. ", was Garrus möchte, hatte Nero bis dato nicht herausfinden können, sein väterlicher Stolz verlangte nach dem Heer - aber ob der Junge dort so gut aufgehoben war?

Anchor & Tuana

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Er musste wohl etwas unterbrochen haben. Natürlich hatte er das. Schwerfällig wie er war, hatte er sich in seinem Elend zu ihnen geschleppt und ihre Zweisamkeit achtlos überrollt. Wohl spiegelte sich seine immense Hilflosigkeit am ehesten in dieser Handlung wieder. Er glaubte nicht, dass eine der beiden Damen seinen, nun, Zustand sogleich wahrnehmen würden und hatte dennoch nicht vor einen Hehl daraus zu machen. Denn wie er Artemis einst zu verstehen gegeben hatte, war er wohl die ehrlichste Seele in diesem Haufen einer Gesellschaft, den sie finden würden. 
Also neigte sein Haupt schräg, gab der Verwunderung freien Lauf und hüllte das markante Gesicht in einen suchenden Ausdruck des Unverständnis. 
Zunächst hatte er den Blick wieder an Artemis gewandt. Denn ihr letztes Aufeinandertreffen nagte noch an ihm. Mitunter, musste er feststellen, einer der Gründe für seinen Unmut. Also forschte das Rot und wurde schmal. Die Nüstern rümpften sich und war er im Inbegriff, das schwarze Maul unter ihren Mähnenkamm zu schieben, um sich davon zu überzeugen, dass jene Wunde, mit jener sie ihr letztes Treffen verlassen hatte, verheilt war. Kaum aber, dass sein Kopf sich in ihre Richtung regte, hielt er inne und verdrehte zunächst gequält die Augen. Stattdessen nickte er auf die Stelle verweisend ihrer entgegen. "Wieder heile?" Für das ungeschulte Ohr mochten seine Worte stumpf oder apathisch klingen. Läge kein ehrliches Interesse in ihnen, wären sie erst gar nicht heraufbeschworen worden. 

"Und ihr?" Seine Aufmerksamkeit galt nun Nova. Jetzt schob sich doch ein distanziertes Grinsen in sein Gesicht. "Gut eingelebt, ja?" 
Er wollte es nicht glauben. War er ehrlich mit sich selbst, verstand er nicht was sie hier trieb. Gehörte sie nicht eher in die Nebel, in die Dunkelheit, in die Sternenhimmel dieser oder lieber einer anderen, fantastischeren Welt? Was trieb sie hier auf diesem Fest. 
Nun gut, nicht, dass er sich anmaßen könnte - würde er dennoch - zu wissen, was Nova umhertreiben würde. Immerhin hatte er selbst sich lange gefragt, ob sie nicht doch nur einer seiner Fieberträume war. Die Kräuter, die Penthesilea ihm einst untergemischt hatte, mussten stärker gewirkt haben und hatten sie damit heraufbeschworen. Aber hier stand sie. 
Und blickte ihn aus diesen Augen heraus an. 

Nova & Artemis

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Der Tanz kam zum Ende und mit ihm auch die Überzeugung, dass Desmond sich niemals aus freien Stücken an eine Dame binden würde.
"Oh."
Mehr entkam ihr zunächst nicht, als sie sich gegenüberstanden. Mit dergleichen hatte sie nicht als Antwort gerechnet.  
"Nun..."
Wie sollte sie weiter verfahren? Ihr Herz schlug lautstark gegen ihren Brustkorb und sie fürchtete, Desmond könnte es hören. Sie räusperte sich.
"Dann nehme ich an, sollten wir ein Gespräch führen."
Ja. Ja, genau. Ein Gespräch führen, das erschien ihr wie eine logische Schlussfolgerung. Mit seltsam weichen Knien schritt sie von der Tanzfläche. Sie wollte abseits des Gedränges mit ihm sprechen. Wenn es ihm wahrhaftig ernst war, dann musste sie eine neue Strategie entwickeln. Es ging nicht länger darum, ob er sich eignete oder nicht. Es ging auch darum, ob sie sich eignete. Ob sie harmonierten. Ihre Nüstern blähten sich und mit einem Anflug aus Verzweiflung musste sie zugeben, dass sie aufgeregt war. Wo fing man bei einem solchen Gespräch an? Sie war in zahlreichen Dingen unterrichtet worden. Der Etikette, gutem Auftreten, Valerias Geschichte, was man von einem Ehegatten zu erwarten hatte; aber man hatte ihr nicht mitgeteilt, wie man fortfuhr, wenn das Interesse auf beiden Seiten vorhanden war. Kopflos zu heiraten stand schließlich außer Frage. Ein tiefgründiges Gespräch, entschied sie. Und wenn er bestand—und auch nur dann—würde sie ihn ihrer Familie vorstellen. Nicht, dass die dort Versammelten ihn nicht ohnehin schon kannten.

Am Rande der Gesellschaft entschied sich Ceres dazu, ein Stück mit Desmond zu gehen.
"Schau Desmond, ich habe dir bereits nahegelegt, dass ich einen Ehemann benötige. Aber nicht einfach irgendeinen. Ich fürchte, meine Lippen sind derzeit versiegelt, was die Gründe anbelangt, aber in Bälde wird das Augenmerk der gesamten Gesellschaft auf meiner Familie liegen. Ich brauche also einen Gatten, der sich zu benehmen weiß, aufgrund der Aufmerksamkeit aber nicht eingeht, sondern floriert."
Sie schüttelte den Kopf.
"Vergiss das. Du wirst vermutlich aufgrund solcher Umstände frohlocken."
Nein, tatsächlich glaubte sie weniger, dass Desmond mit Aufmerksamkeit ein Problem hatte. Er schien sie zu suchen, wie ein Soldat die Gefahr und ein Poet die Einsamkeit.

"Mein oberstes Gebot ist Vertrauen. Meine Ehe soll eine Einheit sein, kein Schlachtfeld. Dementsprechend schlage ich vor, dass wir über unsere Vorstellung sprechen. Und übereinander." 
Sie kannte Desmond. Gut genug, hatte sie geglaubt. Aber im Endeffekt hatte jeder von ihnen Geheimnisse und obwohl Ceres von der hoffnungslosen Zuneigung, die der Aegidius der Frau seines Cousins einst entgegengebracht hatte, wusste, gab es gewiss noch weitere Dinge, die ihn ausmachten. Die er versteckte. Bei ihr war es schließlich nicht anders.
"Jede Frage, so intolerabel und unschicklich sie dir auch erscheinen mag, darf gestellt werden. Ich sichere dir absolute Ehrlichkeit zu, sofern du es auch tust."
Sie blieb stehen und sah Desmond fest an. Sie hatte keine Zeit zu verlieren, weshalb sie sich nicht länger mit einem seichten Gespräch abgeben wollte. Vielleicht würde sie ihn hiermit in die Flucht schlagen und vielleicht hätte ihre Großmutter sie aufgrund ihrer Offenheit gegenüber einem Fastfremden getadelt, aber sie war sich sicher, dass Desmond ihre Geheimnisse mit ins Grab nehmen würde. Unabhängig davon, ob sie tatsächlich gemeinsam funktionierten oder nicht.
"Also?"

Desmond

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