Das Feuer loderte wieder, schwach aber dennoch beständig. Der Kopf thronte auf ihrem zierlichen Hals hoch erhoben. Ihr ging es besser, jetzt. Die letzten Tage hatte sie größtenteils schlafend und mit irgendwelchen Kräutersalben auf ihrem Körper verbracht. Nun war sie wieder die Alte, naja fast, wenn man die gegeben Umstände betrachtete mit denen sich die Rote nun arrangieren musste.
Sie spannte die Kiefermuskulatur an und richtete sich, so galant wie nur irgendwie möglich, auf ihre Hufe auf, versuchte einen einigermaßen stabilen Stand zu vollführen. Es klappte, auch wenn Bryna noch etwas unter ihren eigenen Gewicht schwankte, vermochte sie es zarte Schritte zu tun, natürlich ohne ihr Lächeln zu verlieren, während sie sich einen Fixpunkt gesucht hatte. Da stand er, nicht zu übersehen, das helle Fell und die dunkle Mähne von einer feinen Staubschicht bedeckt. War er auf Patrouille gewesen, im Gebirge? Bry stieß nur ein Schauben aus, es war ihr egal, sowas von gleichgültig welcher Aufgabe er bis eben noch nachgegangen war. Vorsichtig, ihre Schulter nicht zu stark belastend, suchte sie seine Nähe. Es kam ihr wie ein nicht endend wollender Augenblick vor, bis Gold auf Bernstein traf, bis sie ihre Nüstern in seinem Fell vergraben konnte und er sie in seine sanfte Umarmung zog, sie sich gegen seinen starken Körper fallen lassen konnte, der Sehnsucht nachgeben konnte die ihr Herz gefangen gehalten hatte. "Vater."
Das Unwetter hatte nachgelassen aber dennoch tobte in der roten Stute noch immer ein Sturm, ein Sturm der immer stärker zu werden schien sobald sie in der Umarmung ihres Vaters war. Er hielt sie fest, so fest als wurde er sie gar nicht mehr loslassen wollen. Bryna fühlte sich überwältigt, überwältigt von all den Gefühlen die plötzlich auf sie hereinbrachen. Nach einigen Herzschlägen löste sie ihren Hals von seinem, sah in sein unverkennbares Gesicht dessen Anblick sich in ihr Gehirn gebrannt hatte: "Ich kann es noch gar nicht glauben..." Ihre Stimme brach ab, sie schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter "dass du real bist, du bist hier bei mir, ich habe dich endlich wieder." Ihre Nüstern berührten zärtlich die seinen. Man, so gefühlsduselig war sie doch sonst nicht, ein Lächeln umspielte ihre Lippen.
Eigentlich war sie es gewesen die einen Fehler begangen hatte, einen Fehler den sie bereut hatte, der aber mit der Zeit immer gleichgültiger wurde je länger sie ihre einsamen Bahnen in der Wildnis zog. "Du hast dir hier ein neues Leben aufgebaut" ihrem Vater ging es gut, also konnte sie einfach wieder gehen, so wie damals? Ein Seufzen, so leise das es im Regen unterging, verließ ihre Lippen. Im gleichem Atemzug setzte sie ein keckes Grinsen auf, wenn sich ihr Vater schon ein neues Leben aufgebaut hatte, wollte sie auch etwas darüber erfahren: "Sag," gar kumpelhaft rempelte sie gegen seine Schulter unterdrückte dabei den minimal stechenden Schmerz in ihrem Bein "du und Cara, was läuft da zwischen euch beiden, hm?" Ihr Grinsen wurde immer breiter und der Regen trommelte auf ihre beiden Körper nieder. Natürlich freute sie sich für Alvaro wünschte ihrem Vater nur alles Glück auf dieser Welt, nur wie passte sie in dieses Gefüge hinein, wie würde sie sich als Teil der Monarchie nur darin einfügen können?