15. Herbst 83, nachmittags | Lichtung im Wald | Schicksalsschlag, Nero Valerius, Penthesilea Achilléas, Anchor Aegidius, Spartacus Licinius, Ceres Acillius, Ezrael Achilléas, Sayyirah, Vesta Acillius, Desmond Aegidius, Aaron Miles, Nyke Astoria, Tuana Licinius, Karthago Dracas, Ares Licinius, Nova Odyssey, Rhíon, Artemis Miles, Álvaro, Kachina, Fawna Miles, Gaia Acillius, Lyrae, Hestia Dracas, , , Damhnait, Acalo Aegidius, Lucian Astoria, Cyan
Den Blick gen Boden gesenkt, zog sie mit ihrem Vorderhuf eine kleine Spur, um sich davon abzulenken, was ihr da gerade über die Lippen gekommen war. Auch wenn Ezrael wohl immer der Erste gewesen wäre, dem sie diese Wahrheit anvertraut hätte, war sie nicht davon ausgegangen, es so schnell passieren zu lassen. Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe, als sie so lange nichts von ihm hörte, wobei es sich dabei wahrscheinlich nur um Augenblicke handelte, die sich für die Rappstute aber wie Stunden anfühlten. Gleichzeitig musste sie nun selbst damit zurechtkommen, dass ihr Mund schneller gewesen war, als ihr Kopf und damit ihrem Bauchgefühl nachgegeben hatte. Auch wenn mit 'sich verguckt haben' noch nichts in Stein gemeißelt war, sollte sie sich langsam selbst eingestehen, was das für sie und den rostfarbenen Soldaten hieß. Wobei dieser bestimmt noch nichts von seinem Glück ahnte. Der Arme…
Mit geschlossenen Augen überlegte sie selbst einen Moment, wie sie in Zukunft damit umgehen sollte. Doch da wurde sie von Ezraels Worten wieder zurück ins Hier und Jetzt geholt und stieß dabei ihre angestaute Luft durch die Lippen aus. “Scheint so… Da war mein Mundwerk wieder einmal schneller als mein Verstand”, versuchte sie, die Stimmung mit einem kleinen Lacher zu retten. Für mehr war sicher ein anderer Zeitpunkt und Ort besser, als hier auf dieser Tanzfläche zwischen all den anderen Paaren. Nicht, dass noch jemand zwischen den Zeilen lesen konnte und am Ende Atlas selbst davon Wind bekam, ehe sie mit ihm sprechen konnte. Wenn auch noch keine Idee in ihrem Kopf entstanden war, wie sie dies am besten bewerkstelligen sollte.
Mit jeder weiteren Drehung und vollendeten Schrittfolge fühlte sich die Rappstute sicherer in ihrem Körper und damit stieg auch ihr Gefallen an diesen Tänzen. Natürlich gebührte der größte Respekt dem Leibheiler, der sie so sicher durch diesen Abend geführt hatte. Das glückliche Lächeln war mittlerweile nicht mehr von ihren Lippen weg zu denken und sie schloss genießend ihre Augen, als sie sich in ein letztes Mal elegant über die Tanzfläche bewegten. Ihren vorherigen Worten schenkte sie dabei gerade weniger Beachtung und so war sie kurz überrascht, wieder Ezraels Stimme zu hören. Mit einem entschuldigenden Blick, weil sie gedanklich wieder einmal so weit abgedriftet war, lächelte sie ihrem Freund entgegen. Seiner Verbeugung folgte sie und senkte ihr Vorderbein in einen tiefen Knicks, den sie sich zuvor schon bei der ein oder anderen adeligen Stute abgesehen hatte. “Danke, das bedeutet mir viel. Ich hab mich schon mit verrenkten Gliedern am Boden liegen sehen.” Zu ihrer beider Glück war ihnen diese Blamage erspart geblieben und so war sie nun gespannt, wie der weitere Abend verlaufen würde. Ob Ezrael schon jemanden entdeckt hatte, den sie kennenlernen sollte? Just in diesem Moment sprach dieser ihre Gedanken aus und brachte sie damit zu kichern. “Ich habe mich gerade gefragt, wenn du wohl erspäht hast”, schmunzelte sie.
Sogleich machte sich wieder eine gewisse Nervosität in ihrem Inneren breit, die sie zu unterdrücken versuchte. Immerhin handelte es sich hierbei doch auch nur um ein weiteres Herdenmitglied. Kein Grund sich zu viele Gedanken zu machen…
Doch ehe sie sich weiter sorgen machen konnte, blitzten ganz andere Gedanken in ihrem Geist auf. “Ich weiß nicht, worauf du hinaus willst”, gab sie gespielt unbeteiligt zurück. Auch wenn sie es nicht lassen konnte, kurz seine Schulter mit ihrer anzustoßen. Natürlich wollte er sie zu Atlas begleiten. So gut konnte sie mittlerweile zwischen seinen Zeilen lesen.
Zu ihrem Glück wurde sie nun ihrer neuen Bekanntschaft vorgestellt, darauf achtend, immer an Ezraels Seite zu bleiben. Noch ehe sie einen genaueren Blick auf den hellen Hengst erhaschen konnte, musste sie leise lachen. Natürlich wurde auch er mit einer tollen Blüte geschmückt. Welche ihm vorzüglich stand, musste sie sich schmunzelnd eingestehen. Sogleich zeigte sich vor ihrem inneren Auge das Bild eines großen Soldaten, dessen Langhaar ebenso geschmückt worden war. Ein Anblick, der sie weiterhin erheiterte.
Gemäß dem Anstand, dem diese Feierlichkeit gebührte, trat Sayyirah nun an Ezrael vorbei und senkte vor Cyan kurz ihren Kopf, allein der Höflichkeitshalber. “Die Freude ist ganz meinerseits. Dein Kompliment ehrt mich, ich hoffe ich kann dem auch in Zukunft entsprechen und mich als Hilfreich für die Heilergilde zeigen”, gab sie sanft lächelnd zurück. Ja, das hoffte sie wirklich, da sie sich dort endlich wohl und gut aufgehoben fühlte. Mit einer Aufgabe, in der sie aufgehen und daran wachsen konnte.
“Tatsächlich? Dabei gibt es hier so viel zu sehen. Die vielen verschiedenen Tänze, die Tanzpaare und … ach, ich quassel schon wieder”, etwas verlegen sah sie kurz zu Ezrael. Cyan, der Name und auch sein Gesicht sagten ihr etwas, er war einer der Gelehrten. Ein wichtiger Posten, vor allem wo wieder viele junge Nachkommen der Herde zugehörten, die noch viel zu lernen hatten.
Leichte Röte wanderte ihre Wangen empor und ließen ihre Haut heiß werden, als sie abermals mit Komplimenten überschüttet wurde. Damit umzugehen, musste sie unbedingt noch lernen, auch wenn ihr schwarzes Fellkleid in diesen Momenten ein Segen war. Ein leises verlegenes Schnauben entkam ihr dennoch. “Ich weiß nicht, ob ich dir dabei so zustimmen kann. Immerhin lernen sie diese Schritte doch von Klein auf. Dennoch bin ich unbeschreiblich dankbar, so offen aufgenommen worden zu sein und in der Heilergilde meine Bestimmung ausleben zu dürfen”, für einen Moment huschte ein dunkler Schatten über ihre Augen, als sie zurück in ihre Vergangenheit geworfen wurde. Aber je länger sie zurücklag, desto einfacher schien es an Tagen wie diesen, sie wieder abzuschütteln. Zudem war es nicht nur Valeria, die ihr diese Leichtigkeit schenkte, sondern vor allem ihre Freunde, zu denen sie auch Atlas zählte.
“Und ihr? Schon den ersten Tanz des Abends hinter euch?” Lächelnd lenkte sie das Gespräch wieder auf sicheres Terrain und warf dabei auch Ezrael ein sanftes Lächeln zu.
Ezrael & Cyan
Ihm war schlecht und in seinem Magen rumorte es, aber jedes Mal, wenn er schwankte, trat seine Mutter besorgt näher. Aaron wollte ihre Berührung nicht. Er wollte sich nicht gegen sie lehnen, während sein Vater ihn verteidigte. Aaron strauchelte, doch er presste seine vier Hufe mit aller Kraft in den Boden. Wenigstens bis der König fort war, wenigstens so lange noch…
"Es ist schließlich nie zu spät aus seinen Fehlern zu lernen."
Sein Vater und der König starten einander eisig an. Keiner verzog die Miene, keiner erhob das Wort und nur Tuana löste sich und brachte Nyke fort. Aaron wagte nicht ihr sehnsüchtig nachzusehen, doch er spürt ihre Abwesenheit sofort. Der letzte Rest Sicherheit verschwand und als sich das Gold brennende Auge kurz auf ihn richtete, sank Aaron ehrfürchtig in sich zusammen.
Aaidans Blick folgte und plötzlich wünschte Aaron, sein Vater hätte ihn einfach ignoriert. Da war keine Wärme, kein Stolz, gar nichts. Nur kaltes Eis.
"Wir beugen uns niemandem, hast du verstanden? Die Gesellschaft mag verlangen, dass wir das Haupt vor dem König verneigen, aber in deinen Augen will ich jedes Mal sehen, dass du es nur tust, um den Schein zu wahren."
Aaron wahrte den Schein nicht. Er sank in sich zusammen, weil er Respekt vor dem König hatte, vielleicht sogar Angst, und das war für seinen Vater schlimmer als die Beeren, schlimmer als die schlechte Aufmerksamkeit, die Strafe des Königs und vielleicht sogar schlimmer als der gesellschaftliche Ausschluss.
"Ich verstehe", sprach er kühl.
Du verstehst nichts, wollte er ihm sagen. Es ist nicht so, wie es aussieht. Ich wollte keine Szene machen! Bloß ein wenig Ablenkung. Ich konnte doch nicht ahnen, dass... Aber spätestens ab diesem Zeitpunkt hätte Aaidan ihn an einem guten Tag unterbrochen. An einem Tag wie heute würde er ihm gar nicht erst zuhören. Aarons Ohren klappten zur Seite ab und er musterte angestrengt die Grashalme, die sich seltsam verzogen, wenn man sie zu lange ansah.
"Ich nehme an die gute Gesellschaft ist Euer… Freund?"
Selbst in seinem betrunkenen Zustand nahm Aaron den Kommentar als beiläufigen Seitenhieb seines Vaters wahr. An jedem anderen Tag hätte er seinem Vater recht gegeben, ihn in Gedanken angefeuert. Des Königs Freund. Wer war der überhaupt ihn zur Rechenschaft ziehen zu dürfen? Dass Aaron eigentlich dem Bastardssohn zugeteilt worden war, hatte er aus Selbstschutz verdrängt. In seinem momentanen Zustand jedoch schämte er sich. Für sich selbst und für seinen Vater. Er wollte einfach nur nach Hause. Und je länger sein Vater stichelte, desto länger lag dieser Blick auf ihm.
Er war mein Ausbilder, Papa, hätte er gerne gesagt. Aber er erhob die Stimme nicht, scharrte nur unbehaglich auf dem Boden.
"Eine seltsame Familie, die Aegidius. Stets des Verrates angeklagt und doch immer wiederkehrend."
So hatte sein Vater sie damals beschrieben und Aaron hatte ihm verächtlich lachend zugestimmt. Er stimmte ihm noch immer zu, aber nicht in Anwesenheit des Königs. Und nicht jetzt.
"Ich gehe davon aus jemand wird ihn bei Morgengrauen abholen?"
Nero, Selene, Aaidan
“Das ist wirklich eine wundervolle und außergewöhnliche Bedeutung. Tanzt du dann auch gerne?” Ein Lächeln begleitete diese Frage, ehe sie kurz auflachte. “Da hast du recht, immerhin darauf hat meine Mutter noch geachtet. Aber wahrscheinlich wusste sie einfach, dass ich mal aus der Familie herausstechen werde”, zumindest redete sie sich das gerne ein. Mittlerweile war der geistige Zerfall nicht mehr zu bestreiten, aber das änderte an dem engen Band, dass sie dennoch zu ihrer Mutter hegte, nichts. Manchmal lauschte sie ihren wirren Gedankengängen, in der Hoffnug etwas herauslesen zu können oder aber auch Geschichten von Aaragon zu hören. Sie hatte ihren älteren Bruder nur kurz während des Krieges gesehen, ehe er wieder seiner eigenen Wege gegangen war.
Dennoch hatte sie manchmal das Gefühl, wenn sie den Erzählungen lauschte, ihm in manchen Dinge ähnlich zu sein und das war ihr bisher immer ein Trost gewesen. So gerne sie für sich war und ihr Ding durchzog, so fiel es ihr an schlechten Tagen schwer, von ihrer Familie und den anderen so ausgegrenzt zu werden. Jemand zu sein, hinter dessen Rücken man gut tuscheln konnte.
Umso glücklicher war Fawna gerade, die junge Roanstute kennen zu lernen, die ihr so fröhlich und ungezwungen vorkam. Eine schöne Abwechslung in dieser starren Gesellschaft der Adelsfamilien.
“Für sie schon, alles andere wird naserümpfend bedacht und sofort für einen Tratsch genutzt”, seufzend schüttelte sie ihre Mähne aus. “Aber zum Glück fallen wir beide aus diesem Raster raus und können unseren Spaß und unsere Leidenschaft genießen”, auch wenn es für sie Momente gab, in denen sie sich für eine Unterhaltung in das Gehabe des Adels zwängen musste. Das hatte sie über die Jahre gelernt.
“Oh, wirklich?” Ein Strahlen erschien auf den Zügen der Palominoscheckstute. Das klang wie Musik in ihren Ohren, die gerade verspielt zuckten. “Es würde mich sehr freuen, wenn du mir diese Ecke zeigen könntest. Und du hast recht, jetzt ist die Zeit, in der sie reif sind.” Lächelnd stupste sie die Kleinere nun an der Schulter an. “Vielleicht kann ich dir auch die eine oder andere Strähne einfärben, wenn du magst?” Dann würde Fawna auch nicht mehr so allein mit ihren besonderen Farben sein.
“Nur für den Winter muss ich mir bald ein Plätzchen suchen, an dem ich meine Beeren aufbewahren kann. Nicht, dass mir noch einer die Farben klaut”, aber das war schließlich nicht ihr erster Winter, sondern nur ein weiterer in einer neuen Heimat.
Ihr Blick ruhte weiterhin auf der kleinen Versammlung, die mittlerweile sogar den König auf den Plan gerufen hatte. Sie erlaubte sich, ein gewisses Maß an Schadenfreude, als sie Aaron dabei beobachtete, wie er sich selbst in die Scheiße ritt. Natürlich kannte sie auch den Neffen König Neros und Tuana Licinius. Zu gerne würde sie hören, was dort gesprochen wurde. Aber den interessierten Blicken, manch anderer adeliger Klatschdamen, würde es bestimmt nicht lange dauern, bis es auch bei ihr ankam. Aaidan würde sich nie dazu herablassen, ihr so etwas zu erzählen. Immerhin war es doch sein Goldjunge, der dort drüben Anschiss bekam.
Kachinas Worte holten sie wieder zurück aus ihren Gedanken. “Leider ja. Eigentlich ist er mein Neffe, aber da wir gleichalt sind, sehen wir uns eher als Cousin und Cousine. Wobei ich ihn am liebsten gar nicht sehen würde”, grinste sie der Roanstute zu. “Aber da mein werter Bruder ganze Arbeit geleistet, ihn genauso zu verderben, wie er selbst schon ist. Adel wie er leibt und lebt.” Für sie wog der Name Miles so viel mehr als es für Fawna der Fall war.
“Aaron mindestens genauso wie der Prinz. Sie sind beide einfach zu sehr verhätschelt worden mit ihrem blauen Blut”, wenn durch ihre eigenen Adern ebenso adeliges Blut floss, könnten sie nicht unterschiedlicher sein. Für einen Moment ließen Kachinas Worte sie überlegen, ehe sie den Kopf schüttelte. “Der König würde nie in der Öffentlichkeit, auf einer solchen Veranstaltung, laut werden. Aber sie bekommen bestimmt eine angemessene Strafarbeit. Wobei ich denke, dass die Kopfschmerzen morgen schon eine gute Strafe sind.” Sie war mittlerweile alt genug, um zu wissen, was überreife Beeren mit einem anstellen konnten. Nur Aaron schien nicht so schlau zu sein, dem Wissen Bedeutung zu schenken. Geschieht dir recht.
“Ja, das wäre zu schön. Aber die Beerenfarbe hält sich hartnäckig im Fell. Das kann ich aus Erfahrung sagen. Also sieht er morgen bestimmt noch fleckiger aus und das kann ich ihm irgendwann bestimmt unter die Nase reiben.” Spätestens wenn er sich mal wieder über Fawna lustig machte und sie als eine Schande für die Familie darstellte.
Kachina
Sein geheimer Geheimplan würde schon noch aufgehen! Da war sich der Leibheiler sehr sicher. Er würde Atlas und Sayy dieses Moment bescheren wollen, den er sich seit dem heutigen Tag schon viele Male in seinem Köpfchen ausgemalt hatte. Dass Grinsen war nun nicht mehr aus seinem Gesicht wegzudenken, selbst dann nicht als er Cyan die weiße Blüte hinters Ohr steckte. Er hielt ihn für einen sehr guten Freund und warum sollte man Freunden nicht dazu verhelfen auch einmal im Rampenlicht zu stehen oder eben ganz für sich und seine Lieben zu strahlen. Und das tat Cyan, strahlen. Sein Fell allein verhalf ihm dazu und Ezrael musste ein Kichern unterdrücken, dass er ihn nicht vor Freude gleich um den Hals fiel. Aber selbst dies - und das kam in seinem Gehirn an - wäre wohl zu viel des Guten. Dass Cyan seine Dekoration nicht abschüttelte, zeigt doch nur, wie viel ihn der Leibheiler bedeutete! Wie viel ihm ihre Freundschaft wert war. Selbst an einem Tag wie diesen war ein Mann von Adel sich nicht zu schade an seine Freunde zu denken! "Und mich ehren deine Worte, lieber Freund", gab Ezrael wahrheitsgemäß zurück und gab dann etwas später den Blick auf das Wüstenmädchen neben sich frei. Dabei lag sein warmer Blick genau auf Sayyirah. Aber Ezrael war davon überzeugt, dass Sayy ihre Sache gut machen würde, sie hatte doch schon so viele Hürden überwinden müssen und was war da Cyan, eine Hürde die wohl nur halb so groß wie die namens Atlas war. Ein seliges Seufzen, dann ein liebevolles Lächeln, er könnte stolzer nicht sein.
"Ach Sayyirah, du bist viel zu bescheiden", säuselte Ezrael und wand sich unter den ganzen Komplimenten, die seine Ohren kitzelten. "Ja ja", eifrig nickte er, "die Heilergilde möchte dich auch nicht mehr missen. Du hast wahrlich ein gutes Auge für versteckte Talente, Cyan." Ein Lächeln begleitete seine Worte, ehe Ezrael ein wenig den Kopf drehte und das Schauspiel um die Familie Miles für einen Augenblick beobachtete. Eine Familie ohne einen weißen Schimmel in ihrer Mitte. Wahrlich tragisch, dass er Aaragons Gesellschaft jetzt noch mehr vermisste. "Na", wischte Ezrael seine trüben Gedanken davon, "dafür sind wir ja jetzt da, damit dir nicht langweilig wird!" Gewiss würde es das nicht.
Diese Leichtigkeit. Seit wann war jemals etwas schon leicht in Valeria gewesen? Fern ab vom tanzen. Das Lächeln prangte nach wie vor auf den hellgrauen Lippen Ezraels und ein ermutigendes Nicken in Sayyirahs Richtung. Irgendwie waren sie heute Abend alle Plaudertaschen, der andere mehr, der eine weniger. Langsam, ganz langsam schwiff der Blick ziemlich interessiert in Cyans Gesicht und Ezrael kam diesen etwas näher mit seinen Nüstern, "eine reizende Partie gefunden, der Herr, hm?", verschwörerisch zwinkerte er ihm zu, ehe er sein Haupt wieder auf Abstand brachte. "Nun hab dich nicht so", sichtlich aufgeregt hibbelte Ezrael auf der Stelle herum, "wer ist es?" Seine Seelenspiegel suchten wie von selbst die Tanzfläche ab.
Cyan; Sayyirah
"Wie verwirrend. Ihr sagt es gezieme sich nicht und doch hätte ich euch auffordern sollen?"
"Früher, Lucian!", begehrte sie auf. "Ein wohl gewählter Zeitpunkt ist von großer Bedeutung."
Die Mehrdeutigkeit ihrer Worte ging an keinem von ihnen vorbei. Es ist zu spät, war das, was sie nicht sagte. Du hattest deine Chance.
Lucian war beschämend. Er beschämte sie. Ärgerlich senkte Ceres den Blick, seinen Worten lauschend und sich gleichzeitig über sie ärgernd. Über den Fakt ärgernd, dass sie sich unter seinem Blick klein machen wollte, darauf hoffend, er möge aufhören. Und genau aus diesem Grund war es gut, dass sie sich von ihm entfernt hatte. Dass sie nicht länger seine Freundschaft ersuchte. Seine Nähe gab ihr keinen Halt. Sie strauchelte, wurde entweder zornig oder unsicher. Wie sollte man sein Leben erfolgreich bestreiten, wenn eine der wichtigsten Personen, die man an seiner Seite hielt, dazu führte, dass man von dem Weg abkam, den man selbst gewählt hatte?
"Ich brauche deinen Wohlwollen nicht", sprach sie leise, aber der Trotz war aus ihrer Stimme gewichen, ließ nichts zurück als resignierte Rebellion. Er stellte sie dar, wie ein naives, dummes Ding. Und vor ihm fühlte sie sich auch so. Es war offenkundig, dass er ihr keinerlei Respekt entgegenbrachte. In seinen Augen war sie ein kleines Mädchen, welches sich zu sehr in ein Spiel hineingesteigert hatte. Welches ihm zu lange mit Blicken gefolgt und ihn auf selbst erniedrigende Art und Weise in den Himmel gelobt hatte.
Er ist Gift für dich, stellte sie fest. Er hält dich unten. Und er hat auch noch Spaß daran.
Ihre Wangen waren heiß. Keines ihrer Worte schien zu berühren, während er ganz genau wusste, wie er sie in Verlegenheit brachte. Er kannte sie besser, als sie sich selbst und ein Blick von ihm genügte, um sie in Ketten zu legen.
Dann steh dazu. Steh zu den Dingen, von denen ihr beide wisst, dass sie der Wahrheit entsprechen.
Sie hob das blitzende Augenpaar und straffte sich. Lucian Astoria war kein Teil ihres Lebens mehr und sie war froh darum. Dieses Gespräch allein erweckte in ihr solch großes Unbehagen, dass sie sich kaum vorzustellen wagte, wie eine Ehe zwischen ihnen ausgesehen hätte. Sie, um Bestätigung bettelnd und er ihr schelmisch dabei zuschauend. Er war grausam, stellte sie fest, und ein grausamer Ehemann war nichts, was sie sich wünschte.
"Ich wäre Eurer Aufforderung gefolgt und dem Ganzen hätte durchaus eine Spur Romantik innegewohnt. Aber wie ich bereits sagte; der gewählte Zeitpunkt ist von großer Bedeutung und mein Interesse mit Euch zu tanzen, wurde heute für den Rest meines Lebens getilgt."
Sie verbeugte sich mit einem gestellten Lächeln. Ihr Gespräch hatte ihrer Meinung nach lang genug gedauert, um die Schaulustigen zufriedenzustellen. Sie sollte sich nicht länger quälen als nötig.
"Ich wünsche einen schönen Abend, Astoria", sprach sie, laut genug, um sich die Waffe, die Lucian zuvor gegen sie gerichtet hatte, selbst einzuverleiben. Doch sie ging nicht, blieb stehen. Das hier war ihre Familie, der Ort, an dem sie stand. Er war auf sie zugekommen. Es war nun an ihm, höflich genug zu sein sich seines Standes entsprechend zu entfernen.
Lucian
Unsicher blickte sich Kachina um, neigte dann das Haupt und flüsterte:“Für mein Leben gern!“ daraus begann sich leise zu Kichern und man erahnte ihr Alter. Sie war in etwa so alt wie Lea, aber obgleich die baldige Verheiratete junge Stute bereits so erwachsen schien, blieb Kachina tief im Herzen und im Verstand ihrem Alter gerecht. Sie liebte es, dass anders sein. Hatte damit keine Probleme und würde sich all die Geschichten, all die Spiele alleine und mit ihren treuen Gefährten und der Natur behalten.
Genau darum bedachte Kachina nun die Scheckstute neben ihr, das Lachen leise verstummend. “Das klingt fürchterlich anstrengend, so zu sein, wie die?“ es war ernst gemeint und es tat ihr auch absolut nicht leid, wenn Fawna sich dadurch angegriffen fühlte. Wäre sie rebellischer Natur, würde sie den Adligen wohl etwas zum tratschen geben, aber das kam für die kleine Stute nicht infrage. Sie wollte doch nur schauen, was das hier war und diese befand sie für sich, war definitiv nicht ihrs. Nicht weil alles so hochnäsig war, sondern weil sie alle keinen Spaß hatten. Bis auf ein paar Ausnahmen. Kachina bedachte noch einmal alle mit einem neugierigen blick, las die Auren von einigen und schürzte bedächtig die Lippen. Immerhin waren sie in den Farben gleich.
Dann drehte sie sich zu der Stute und trat somit ein wenig vom Rand weg.
“Es gibt einige kleine Ecken im Wald, mit Moos bewachsene kleine Höhlen, in denen ich hier und da ein paar Wurzelknubbel gefunden hab. Wenn wir sie darum bitten und ihnen eine Beere abgeben, vielleicht kann man ihnen diese dann für den Winter aufs die Äugelein drücken? Da wären sie zumindest Sicher vor Vögeln.“ Für Kachina war es klar, dass es diese Wesen die sie Wuzelknubbel getauft hatte, gibt. Sie sprach darüber, als wären es Rotkelchen oder der Hirsch.
“Meinst du bei meiner wilden Mähne sieht man das? Mama sagt immer, ich sehe so wild wie die Ponys aus dem Moor aus!“ grinste die kleine Roan stolz. Für die Adligen wirkten die Ponys aus dem Moor bestimmt wie die wilden. Wild und frei waren sie immerhin, das wusste die Kleine aus Erzählungen von ihrer Mutter.
Als die hübsche Stute auf die beiden Gleichaltrigen zu sprechen kam, neigte die Kleine den Kopf so tief, dass sie zwischen den Beinen der anderen hindurch noch einmal die Szene erblickte. Kichernd gluckste sie und schüttelte das Haupt. Zwar glaubte sie nicht daran, dass der Schattenprinz verhätschelt wurde, aber man sollte ihm mal ganz schnell seine Hörner stutzen, die er zu meinen schien, dass er welche hätte. Die Samthandschuhe waren zu viel für sein Ego gewesen. “Ihre Blicke werden bestimmt selbst die Dunkelschatten erhellen!“ kicherte sie, wieder seltsam daherredend ehe sie kurz hinauf in den Himmel blickte.
Es war bereits später Abend und sie meinte einige Stimmen im Wind zu hören. Aber vielleicht konnte sie noch ein bisschen Zeit ausschlagen, bevor sie mit dem Wind zurück zu ihrer Mutter ging. Die Zeit mit ihr würde schneller enden, als ihr lieb war, dass konnte die kleine Stute bereits spüren.
Fawna
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