Vesta war nicht enttäuscht. Ein Schritt nach dem anderen. Sie konnte nicht erwarten, dass Ceres und sie an einem Abend plötzlich ganz und gar wieder zueinander finden würden. Ihre letzten Worte, so schien es der braunen Acillius, hatten Ceres wieder Kreise in ihren festgefahrenen Gedankengängen ziehen lassen. Es war immer faszinierend, ihr dabei zuzusehen, wie sie nach ihren eigenen Rechtfertigungen suchen musste. Als sei sie Kläger, Richter und Geschworene zugleich. Früher hatte Vesta sich vorgestellt, Ceres trüge einen inneren Kampf aus. Ihr Herz im Versuch, aller Pflicht zu entkommen. Später musste sich die braune eingestehen, dass Vesta selbst es war, die sich in diesem Kampf wiederfand und es ihr schlichtweg nicht möglich war, die schöne Füchsin als Verbündete für ihre Sache zu gewinnen. Umso rascher hatte ihr Herz nun also geklopft als Ceres in einem wilden Wortsturm verfallen ihre Stimme für sich sprechen ließ. Vesta lauschte, doch in ihrer sturen Ignoranz hatte sie alsweilen erneut das hübsche Köpfchen schräg geneigt, die dunklen Perlen das Licht der Abendsonne widerspiegelnd, erreicht vom warmen Lächeln auf den samtenen Lippen.
Ceres war eine Kriegerin. Eine rote, vom Feuer geküsste Soldatin und in ihrer gleißenden Rüstung, scheute sie vor keiner Schlacht. Die Art des Wimpernaufschlages, der schnell, gar hastig, ihren Blick zur Räson rief, ihr kühn schlagendes Herz in der angespannten Brust.
Ein zartes Kichern, vorsichtig und leise, als könnte es bereits im trägen Windzug sterben, entfloh ihr.
Sie würden wohl niemals gänzlich dieselbe Meinung teilen. Aber das hier? Das, was dieser Abend zwischen ihnen beiden hervorgerufen hatte? Alleine dafür würde Vesta ihre Freiheit aufgeben und sich der Angst der Ehe stellen.
Als hätte sie ihn beschworen, unterbrach seine kühle Stimme den Moment. Überrascht löste sie sich aus ihrem Frieden. Als hätten sie soeben in ihrem ganz eigenen, weißen Garten verharrt, war nun Desmond Aegidius an die Pforte herangetreten und bat um Einlass. Vesta entgegnete seine Verneigung lediglich höflich und überließ ihnen sogleich den Augenblick. Ob Schule der Acillius oder lediglich schwesterlicher Beistand der Ursprung ihrer nächsten Handlung war, mit einem Lächeln entließ sie Ceres aus dem sonnendurchfluteten Garten der Schwestern. "Gewiss, Ser." Und damit entließ sie die beiden in ihren Tanz. Der Phoenix und ihr Sturm. Bei ihrem letzten Blickkontakt verengten sich ihre Augen und sie hob feixend das Haupt an. Fünf Gründe, liebste Schwester. Auch, wenn sich aus Ceres Verhalten bereits ableiten ließ, dass die fünf Gründe wohl kaum gegen dieses Bündnis sprechen würden.
Während sie sich der beiden aber besah, wurde der Raum plötzlich trist und leer. Wie ein schweres Woosh dröhnte ihr Innerstes und löste den Blick von jeglichen Anwesenden, lockte ihn zurück in einen unerreichbaren, fiktiven Pfad. Man durfte das braune Geschöpf nicht missverstehen. Sicherlich war da Freude und Stolz und Wärme beim Anblick ihrer Schwester. Wie sie lächelte und flüsterte und die Eleganz, derer sie selbst sich nicht gewahr war - vielleicht niemals zur Gänze gewahr sein konnte. Vesta hoffte, dass Desmond ihr auf dem Weg zu dieser Erkenntnis womöglich besser beistehen konnte.
Aber Vesta Acillius war, wie bereits aus eigenem Frust angemerkt, keine Närrin. So freudig sie den Moment, ihren Moment wahrlich, mit Nero Valerius immer wieder vor ihrem inneren Auge aufleben ließ, umso mehr ergriff die Nervosität sie. Man hatte nicht erwarten können, dass sie plötzlich ihre Angst und ihre Zweifel ablegen konnte. Egal, wie sanft der König des heutigen Abends war, Ceres hatte Recht: Sie kannte ihn noch nicht. Also rannte das kleine Mädchen in ihrem Inneren verzweifelt von Zimmer zu Zimmer, lauschte verlebten Sitzungen, tadelnden Worten und rief sich jegliche Lehren erneut in Erinnerung. Hektisch eilte es weiter durch die feuchten, kalten Gänge bis der Atem zu schwer wurde und es verzweifelt am Rahmen eines steinernen Fensters klammerte. Eine Hand fasste zur bebenden Brust, die andere hielt sich noch im Hier und Jetzt. Draußen, vor den Toren des Schlosses lächelte eine dunkle Gestalt und in seinem Auge lag ein warmer, wenngleich trister Glanz. Nur langsam ebbte das Gefühl der Panik ab, wollte aber nie ganz verschwinden. Denn sie wusste, dass die Gestalt, so kühn und freundlich sie auch war, ihre eigenen Ansprüche an die Tore des Hauses Acillius geführt hatten. Was sie letztlich aus diesem Schloss und seinen Lehren tat und wie sie die Welt dort draußen empfangen würde, lag bei ihr.
Also fasste sich Vesta ein Herz, hob das gesenkte Haut und schritt hindurch die Mengen tosender Worte.
Ihr Weg führte sie dennoch nicht zurück zu ihrer Familie, sondern abseits der Gruppen zu einem ihr einst bekannten, nun fremd gewordenen Gesicht.
Der Abend lag doch voller Überraschungen.
Damnacht, Damnacht!
Sein Name hatte einst träge und schwer auf ihrer Zunge getanzt. Als Kind hatte sie nicht verstanden, warum man einen goldenen Jungen nach der Nacht benannte. Irgendwann hatte man ihr das Missverständnis argwöhnisch erklärt und ihre fantastische Welt ins Wanken gebracht. Denn sie hatte DamNacht das Fabelwesen oft in ihre Geschichten eingebunden. Der Sohn der Nacht. Dann war er zu einem Sonnenkind geworden. Zumindest wollte Vesta das glauben. Sie war immer schon zu neugierig, zu aufmerksam, zu kalkulierend gewesen und Damhnait zu sonderbar. Einst hatte sie es sich zur Aufgabe machen wollen, seine Tiefen zu ergründen. Irgendwo auf dem Weg zwischen Freiheitssehnsucht und sterbendem Herzen, hatte sie das Ziel aus den Augen verloren: und war erwachsen geworden. So wie auch er erwachsen war.
Sie lächelte nicht ob dieser Feststellung, gesellte sich lediglich zu ihm, der Erkenntnis verlorener Gespräche Einheit zu gebietend.
"Dahmnait." So ruhig, beinahe wohlig klang sein Name nun aus ihrem Mund. Irgendwann einmal war er ihr ein Symbol gewesen. Schüchtern hatte sie sein Fellkleid aus neidischen Augen betrachtet. Ihrer Meinung nach hätte es sicher geholfen ein wenig mehr wie die Sonne auszusehen, um den Ansprüchen einer strahlenden, stolzen Ehefrau gerecht zu werden. Nach all den Jahren aber kam sie zu einem anderen Urteil und bemitleidete ihn um die Bürde, die sein Wesen mit sich trug. Kein Adel. Als Sohn Sunlit's aber ein Stand, welchen man ihm nicht absprechen konnte.
Vesta üblich interessierte sie das nicht. Sie hatte einst geglaubt, in ihm einen Freund sehen zu können.
"Es ist lange her." Eine implikationsschwangere Feststellung. Sie hatte nicht erwartet, ihn hier zu sehen. Doch das musste sie ihm nicht mitteilen.
Ceres war eine Kriegerin. Eine rote, vom Feuer geküsste Soldatin und in ihrer gleißenden Rüstung, scheute sie vor keiner Schlacht. Die Art des Wimpernaufschlages, der schnell, gar hastig, ihren Blick zur Räson rief, ihr kühn schlagendes Herz in der angespannten Brust.
Ein zartes Kichern, vorsichtig und leise, als könnte es bereits im trägen Windzug sterben, entfloh ihr.
Sie würden wohl niemals gänzlich dieselbe Meinung teilen. Aber das hier? Das, was dieser Abend zwischen ihnen beiden hervorgerufen hatte? Alleine dafür würde Vesta ihre Freiheit aufgeben und sich der Angst der Ehe stellen.
Als hätte sie ihn beschworen, unterbrach seine kühle Stimme den Moment. Überrascht löste sie sich aus ihrem Frieden. Als hätten sie soeben in ihrem ganz eigenen, weißen Garten verharrt, war nun Desmond Aegidius an die Pforte herangetreten und bat um Einlass. Vesta entgegnete seine Verneigung lediglich höflich und überließ ihnen sogleich den Augenblick. Ob Schule der Acillius oder lediglich schwesterlicher Beistand der Ursprung ihrer nächsten Handlung war, mit einem Lächeln entließ sie Ceres aus dem sonnendurchfluteten Garten der Schwestern. "Gewiss, Ser." Und damit entließ sie die beiden in ihren Tanz. Der Phoenix und ihr Sturm. Bei ihrem letzten Blickkontakt verengten sich ihre Augen und sie hob feixend das Haupt an. Fünf Gründe, liebste Schwester. Auch, wenn sich aus Ceres Verhalten bereits ableiten ließ, dass die fünf Gründe wohl kaum gegen dieses Bündnis sprechen würden.
Während sie sich der beiden aber besah, wurde der Raum plötzlich trist und leer. Wie ein schweres Woosh dröhnte ihr Innerstes und löste den Blick von jeglichen Anwesenden, lockte ihn zurück in einen unerreichbaren, fiktiven Pfad. Man durfte das braune Geschöpf nicht missverstehen. Sicherlich war da Freude und Stolz und Wärme beim Anblick ihrer Schwester. Wie sie lächelte und flüsterte und die Eleganz, derer sie selbst sich nicht gewahr war - vielleicht niemals zur Gänze gewahr sein konnte. Vesta hoffte, dass Desmond ihr auf dem Weg zu dieser Erkenntnis womöglich besser beistehen konnte.
Aber Vesta Acillius war, wie bereits aus eigenem Frust angemerkt, keine Närrin. So freudig sie den Moment, ihren Moment wahrlich, mit Nero Valerius immer wieder vor ihrem inneren Auge aufleben ließ, umso mehr ergriff die Nervosität sie. Man hatte nicht erwarten können, dass sie plötzlich ihre Angst und ihre Zweifel ablegen konnte. Egal, wie sanft der König des heutigen Abends war, Ceres hatte Recht: Sie kannte ihn noch nicht. Also rannte das kleine Mädchen in ihrem Inneren verzweifelt von Zimmer zu Zimmer, lauschte verlebten Sitzungen, tadelnden Worten und rief sich jegliche Lehren erneut in Erinnerung. Hektisch eilte es weiter durch die feuchten, kalten Gänge bis der Atem zu schwer wurde und es verzweifelt am Rahmen eines steinernen Fensters klammerte. Eine Hand fasste zur bebenden Brust, die andere hielt sich noch im Hier und Jetzt. Draußen, vor den Toren des Schlosses lächelte eine dunkle Gestalt und in seinem Auge lag ein warmer, wenngleich trister Glanz. Nur langsam ebbte das Gefühl der Panik ab, wollte aber nie ganz verschwinden. Denn sie wusste, dass die Gestalt, so kühn und freundlich sie auch war, ihre eigenen Ansprüche an die Tore des Hauses Acillius geführt hatten. Was sie letztlich aus diesem Schloss und seinen Lehren tat und wie sie die Welt dort draußen empfangen würde, lag bei ihr.
Also fasste sich Vesta ein Herz, hob das gesenkte Haut und schritt hindurch die Mengen tosender Worte.
Ihr Weg führte sie dennoch nicht zurück zu ihrer Familie, sondern abseits der Gruppen zu einem ihr einst bekannten, nun fremd gewordenen Gesicht.
Der Abend lag doch voller Überraschungen.
Damnacht, Damnacht!
Sein Name hatte einst träge und schwer auf ihrer Zunge getanzt. Als Kind hatte sie nicht verstanden, warum man einen goldenen Jungen nach der Nacht benannte. Irgendwann hatte man ihr das Missverständnis argwöhnisch erklärt und ihre fantastische Welt ins Wanken gebracht. Denn sie hatte DamNacht das Fabelwesen oft in ihre Geschichten eingebunden. Der Sohn der Nacht. Dann war er zu einem Sonnenkind geworden. Zumindest wollte Vesta das glauben. Sie war immer schon zu neugierig, zu aufmerksam, zu kalkulierend gewesen und Damhnait zu sonderbar. Einst hatte sie es sich zur Aufgabe machen wollen, seine Tiefen zu ergründen. Irgendwo auf dem Weg zwischen Freiheitssehnsucht und sterbendem Herzen, hatte sie das Ziel aus den Augen verloren: und war erwachsen geworden. So wie auch er erwachsen war.
Sie lächelte nicht ob dieser Feststellung, gesellte sich lediglich zu ihm, der Erkenntnis verlorener Gespräche Einheit zu gebietend.
"Dahmnait." So ruhig, beinahe wohlig klang sein Name nun aus ihrem Mund. Irgendwann einmal war er ihr ein Symbol gewesen. Schüchtern hatte sie sein Fellkleid aus neidischen Augen betrachtet. Ihrer Meinung nach hätte es sicher geholfen ein wenig mehr wie die Sonne auszusehen, um den Ansprüchen einer strahlenden, stolzen Ehefrau gerecht zu werden. Nach all den Jahren aber kam sie zu einem anderen Urteil und bemitleidete ihn um die Bürde, die sein Wesen mit sich trug. Kein Adel. Als Sohn Sunlit's aber ein Stand, welchen man ihm nicht absprechen konnte.
Vesta üblich interessierte sie das nicht. Sie hatte einst geglaubt, in ihm einen Freund sehen zu können.
"Es ist lange her." Eine implikationsschwangere Feststellung. Sie hatte nicht erwartet, ihn hier zu sehen. Doch das musste sie ihm nicht mitteilen.