07-09-2024, 12:55 PM
Instinktiv stellte sie sich die Frage, was in Desmond gefahren war. Seine kleinen Aufmerksamkeiten, das vertrauliche Lächeln und die charmanten Worte wollten alle nicht zu dem Soldaten passen, der noch vor wenigen Wochen vor ihr und einer Schar Damen auf und ab stolziert war. Oder fügte es sich vielleicht doch nahtlos in ein größeres Bild ein? Nicht, dass es ihr nicht gefallen hätte, aber genau das war ja das Problem. Sie wollte nicht, dass es ihr gefiel, denn das würde einen weiteren Punkt für ihre Schwester bedeuten und dadurch wäre sie ihr so weit voraus, dass es sich kaum noch für Ceres lohnte, nach Gründen gegen Desmond Aegidius zu suchen. Und das sorgte sie, denn das würde bedeuten, dass sie jemanden ins Auge gefasst hatte, bei dem sie es ernsthaft versuchen wollte.
Desmond steckte ihr eine Blume hinter das Ohr und Ceres musste leider Gottes zugeben, dass sie schüchtern lächelnd den Blick senkte.
"Charmeur."
Sie hatte es tadelnd aussprechen wollen, aber in ihrer Stimme lag unbekannter Sanftmut. Als hätte Desmond soeben etwas Reizendes getan. Vielleicht hatte er das auch.
"Da es dich so zu interessieren scheint; bedauerlicherweise musste ich einige Kandidaten von meiner Liste streichen. Entweder zeigten sie kein Interesse oder wurden von meiner Großmutter vehement verschmäht."
Jetzt, wo sich die Blicke der Adelsmänner etwas interessierter auf sie richteten, war sie sich nicht länger sicher, ob sie ihnen noch Gehör schenken wollte. Du wirst jetzt schon geizig, Kind, hörte sie eine Stimme, die verdächtig nach Gaia Acillius klang, in ihrem Kopf nachhallen. Dem war tatsächlich so. Jetzt, wo einige höher angesehene Männer in der Öffentlichkeit Interesse gezeigt hatten, wollte sie sich nicht länger mit Kleinvieh abgeben. Aber war das so verwerflich? Schließlich hatten sie sie ebenfalls nicht beachtet. Erst jetzt, wo ein anderer, höher gestellterer Mann sie wollte, zeigten sie plötzlich Interesse. Zeugte das nicht von einem schwachen Charakter?
"Karthago Dracas beispielsweise ist gewiss ein reizender Mann, wenn man Interesse daran hegt, neben seinen eigenen Kindern auch noch seinen Gatten zu erziehen. Wusstest du, dass er liberale Ideologien vertritt?"
Vielleicht hätte sie sich das denken können, schließlich hatten die Damen in der Dracas Familie seit jeher für Aufsehen gesorgt.
"Man muss nicht mit jeder meiner Ansichten übereinstimmen, aber anstatt sich auf eine ehrliche Diskussion einzulassen, ist er von vornherein der Annahme, dass er mit allem, was er glaubt, recht hat. Ganz davon zu schweigen, dass er auf sehr arrogante Weise auf seinen Intellekt vertraut. Nur der König könnte sich einen solchen Charakterzug erlauben und mein Interesse halten."
Der Gedanke, der König könnte Desmond in diesem Moment ablösen, missfiel ihr jedoch. Ein eindeutiges Zeichen, dem sie sich nicht widersetzen konnte. Ceres entschied ihr Spiel weiterzuspielen, aber im selben Atemzug diesen Tanz und dieses Gespräch zu einem Test werden zu lassen. Einem wahren Test, getarnt von einem Spiel unter zwei Schwestern. Dass sie sich dazu entschieden hatte, musste Vesta ja nicht wissen.
Ihre Körper drehten sich in einer ausfächernden Figur umeinander. Der Schweif Desmond's strich über ihre Sprunggelenke, ihre Körper waren dicht aneinander und doch berührten sie sich nie. Jedes Mal, bevor sie seine Wärme an ihrer Seite fühlen konnten, trennten sie sich erneut.
Ceres war sich nicht bewusst gewesen, dass man sich eine simple Berührung mit einer solchen Verzweiflung herbeisehnen konnte. Hatten jene, die diese Tänze konzipiert hatten, nicht daran gedacht? Oder quälte man sie absichtlich mit der Aussichtslosigkeit ihres närrischen Verlangens? Hielt sie spottend nah beieinander—aber nicht nah genug—zwang sie, die Nähe des anderen zu spüren, immer in dem Wissen, dass es noch mehr gab. Ein mehr, welches ihnen noch nicht zustand.
"Ja", antwortete sie schlicht auf Desmond's Frage.
Es führte ohnehin kein Weg daran vorbei. Geschlagen holte sie Luft, bevor sie ihm offen entgegenblickte.
"Dich."
Desmond steckte ihr eine Blume hinter das Ohr und Ceres musste leider Gottes zugeben, dass sie schüchtern lächelnd den Blick senkte.
"Charmeur."
Sie hatte es tadelnd aussprechen wollen, aber in ihrer Stimme lag unbekannter Sanftmut. Als hätte Desmond soeben etwas Reizendes getan. Vielleicht hatte er das auch.
"Da es dich so zu interessieren scheint; bedauerlicherweise musste ich einige Kandidaten von meiner Liste streichen. Entweder zeigten sie kein Interesse oder wurden von meiner Großmutter vehement verschmäht."
Jetzt, wo sich die Blicke der Adelsmänner etwas interessierter auf sie richteten, war sie sich nicht länger sicher, ob sie ihnen noch Gehör schenken wollte. Du wirst jetzt schon geizig, Kind, hörte sie eine Stimme, die verdächtig nach Gaia Acillius klang, in ihrem Kopf nachhallen. Dem war tatsächlich so. Jetzt, wo einige höher angesehene Männer in der Öffentlichkeit Interesse gezeigt hatten, wollte sie sich nicht länger mit Kleinvieh abgeben. Aber war das so verwerflich? Schließlich hatten sie sie ebenfalls nicht beachtet. Erst jetzt, wo ein anderer, höher gestellterer Mann sie wollte, zeigten sie plötzlich Interesse. Zeugte das nicht von einem schwachen Charakter?
"Karthago Dracas beispielsweise ist gewiss ein reizender Mann, wenn man Interesse daran hegt, neben seinen eigenen Kindern auch noch seinen Gatten zu erziehen. Wusstest du, dass er liberale Ideologien vertritt?"
Vielleicht hätte sie sich das denken können, schließlich hatten die Damen in der Dracas Familie seit jeher für Aufsehen gesorgt.
"Man muss nicht mit jeder meiner Ansichten übereinstimmen, aber anstatt sich auf eine ehrliche Diskussion einzulassen, ist er von vornherein der Annahme, dass er mit allem, was er glaubt, recht hat. Ganz davon zu schweigen, dass er auf sehr arrogante Weise auf seinen Intellekt vertraut. Nur der König könnte sich einen solchen Charakterzug erlauben und mein Interesse halten."
Der Gedanke, der König könnte Desmond in diesem Moment ablösen, missfiel ihr jedoch. Ein eindeutiges Zeichen, dem sie sich nicht widersetzen konnte. Ceres entschied ihr Spiel weiterzuspielen, aber im selben Atemzug diesen Tanz und dieses Gespräch zu einem Test werden zu lassen. Einem wahren Test, getarnt von einem Spiel unter zwei Schwestern. Dass sie sich dazu entschieden hatte, musste Vesta ja nicht wissen.
Ihre Körper drehten sich in einer ausfächernden Figur umeinander. Der Schweif Desmond's strich über ihre Sprunggelenke, ihre Körper waren dicht aneinander und doch berührten sie sich nie. Jedes Mal, bevor sie seine Wärme an ihrer Seite fühlen konnten, trennten sie sich erneut.
Ceres war sich nicht bewusst gewesen, dass man sich eine simple Berührung mit einer solchen Verzweiflung herbeisehnen konnte. Hatten jene, die diese Tänze konzipiert hatten, nicht daran gedacht? Oder quälte man sie absichtlich mit der Aussichtslosigkeit ihres närrischen Verlangens? Hielt sie spottend nah beieinander—aber nicht nah genug—zwang sie, die Nähe des anderen zu spüren, immer in dem Wissen, dass es noch mehr gab. Ein mehr, welches ihnen noch nicht zustand.
"Ja", antwortete sie schlicht auf Desmond's Frage.
Es führte ohnehin kein Weg daran vorbei. Geschlagen holte sie Luft, bevor sie ihm offen entgegenblickte.
"Dich."