07-08-2024, 11:46 AM
Warum druckste sie denn so herum? Eben noch hatte Vesta sich benommen wie eine wahre Vertreterin des Hauses Acillius und plötzlich stotterte sie daher, als hätte sie sich in ein junges Fohlen verwandelt, welches zum ersten Mal ihren Schwarm erblickte. Berechnend legte Ceres den Kopf schief. Vielleicht musste sie sich aufgrund ihrer vorschnellen Annahmen doch nicht schämen. Offenkundig hatte sich in Vestas Herz etwas mehr als nur simples Mögen eingenistet. Ceres hielt dies noch immer für voreilig, kommentierte diesen Umstand aber nicht weiter. Letztendlich würde ihre Schwester ihr gesamtes, restliches Leben an der Seite des Königs verbringen. Vielleicht war es da nur gut, neben Loyalität etwas anderes zu haben, was sie an ihn band. Vesta hatte nie so zu ihren Pflichten gestanden, wie sie. Was, wenn nicht kopflose Liebe, würde sie trotz all der Strapazen, die auf sie zukommen würden, an der Seite der Valerius halten?
"Einen Narr?", fragte sie zweifelnd nach. Ein König, der sich selbst einem solchen Titel unterwarf? Stirnrunzelnd zuckte ihr Blick zu dem gescheckten Jüngling, der sich in den letzten Wochen bei Hof durch Gespött und Unterhaltung integriert hatte. Derzeit mimte er mit affektierter Gestik Spartacus Licinius und Aaron Miles nach, die ihre Köpfe bis zu den Ohren in gegärten Beeren versenkt hatten. Mit so etwas verglich sich ein König? Nun gut. Im besten Falle zeugte dies von einem sich bildenden Vertrauen zwischen ihm und ihrer Schwester. Über den schlechtesten Fall wollte sie nicht nachdenken.
"In der Tat", sprach sie gedehnt, "scheint das kein passendes Gesprächsthema zu sein." Wobei sie zugeben musste, dass Ehrlichkeit vonnöten schien. Ceres wusste, dass es sich bei Desmond um einen relativ dämlichen Mann handelte. Er war nicht dumm, er war nur schlicht und ergreifend schwer von Begriff. Was im Umkehrschluss bedeutete, dass sie ihre Absichten klar vorbringen musste. Aber was wollte sie überhaupt? Fünf Gründe, erinnerte sie sich. Fünf Gründe dagegen.
"Und ein weiterer Tanz so früh am Abend ist ebenfalls unrealistisch."
Nicht nur würde Desmond damit öffentlich Interesse zeigen, er würde auch Karthago anfechten. So etwas machte man bei Prinzessinnen, nicht bei Damen wie ihr.
"Ich denke, es ist nie zu früh, nach den Vorstellungen für die Zukunft zu fragen. Manche würden es gewiss übereilt nennen, aber obwohl die Ehe genug Zeit bietet, sich kennenzulernen, sollte man dennoch gegenseitige Erwartungen abstecken. Da jene nicht übereintreffen werden, werde ich allein dadurch einen guten Grund fin..."
Wie die Sonnenfinsternis. Sein Auftauchen fühlte sich an, wie der Moment, als die Dunkelheit sich vor die Sonne geschoben hatte. Eine unsichtbare, nicht zu greifende Welle schwappte über sie hinweg, stellte ihr die kleinen Härchen auf und obwohl sie ihn noch nicht sehen konnte, wusste sie, dass er da war. Direkt hinter ihr. Ceres gab sich nicht die Mühe, ihre Worte zu Ende zu bringen, drehte sich stattdessen um die eigene Achse und blickte direkt in Desmond Aegidius Gesicht. Auf Außenstehende mochte sie wirken, als würde sie nichts empfinden. In ihren Augen spiegelte sich nichts wider, während sie den Hengst vor sich stumm betrachtete, aber ihre fehlende Reaktion lag eher der Tatsache zugrunde, dass sie vergessen hatte zu atmen.
Es war nicht, weil er auf sie zuging. Dass er derjenige war, der auf sie zuging. Aus freien Stücken. Niemand hatte ihn gezwungen. Nicht seine Großmutter, nicht seine Familie, nein, er hätte gut und gerne Nyke Astoria oder jede andere beliebige Dame auffordern können. Stattdessen war sie die Erste, die er fragte. Aber das war nicht der Grund, warum ihr Herz einen Moment aussetzte.
"Hast du Lust?"
Du. Nicht nur senkte er die Stimme, als wäre seine Frage und ihre Antwort ein Geheimnis, nein, anstatt sie nur in aller Öffentlichkeit nach ihrer Gunst zu fragen, erkundigte er sich auch noch einmal persönlich, stellte dort Privatsphäre her, wo üblicherweise keine existierte. Er erschuf Zweisamkeit zwischen Tausenden. Ein seltsames Talent. Dummerweise eher ein Argument für, statt gegen ihn.
Kurz dachte Ceres darüber nach, ihn zappeln zu lassen, ihm zu zeigen, dass sie nach wie vor kein Interesse an ihm hatte. Aber ein Nase rümpfendes "Wenn es sein muss" passte nicht zu der Situation und überdies auch nicht länger zu ihren Gefühlen. Sie war gewiss vieles, aber keine Lügnerin und während sie einem Herren keine falschen Hoffnungen machte, schenkte sie ihm auch keine falschen Sorgen.
Also neigte sie ihr Haupt und endlich—endlich—legte sich ein ehrliches Lächeln auf ihr Antlitz.
"Es würde mich freuen, Aegidius."
Ohne falsche Scheu ließ sie sich von ihm auf die Tanzfläche führen. Dabei ließ sie es sich jedoch nicht nehmen, einen subtilen Blick über die Schulter zurückzuwerfen, direkt zu ihrer Schwester. Ihre Augen weiteten sich vielsagend, als sich ihre Blicke trafen, bevor sie wieder nach vorne sah. Ein klares Zeichen. Ein Teil von ihr wollte kaum glauben, dass ihr Traum an einem Abend gleich zweimal in Erfüllung gegangen war. Freude und Erleichterung vermischten sich in ihrem Inneren, aber seltsamerweise war es nicht das, was ihr die meiste Euphorie bescherte. Es war Aarin Miles empörtes nach Luft schnappen. Ceres Mundwinkel zuckten und sie seufzte leise, als ihr klar wurde, dass sie die Schadenfreude nicht ganz würde verstecken können.
"Nenn mich kleinlich, aber ich muss dir dafür danken, dass du mir mit einem lebenslangen Herzensanliegen geholfen hast." Ihre Worte waren leise, vertraulich gesprochen und sie versuchte dem Fakt, dass sie Desmond in trauter Zweisamkeit duzte, nicht zu viel Gewicht zu geben.
Sie stellte sich auf, machte sich bereit für die Anfangsfigur des Tanzes und nickte dabei so subtil wie möglich in die Richtung der Miles. Sie musste lächeln. Der Tag hätte nicht perfekter laufen können. Ihre Schwester und der König, Karthagos Interesse und Desmond's Aufwartung. Es war zu früh, sich ihrer Sache sicher zu sein, aber den heutigen Tag konnte sie durchaus als Erfolg verzeichnen. Jetzt musste sie nur noch ihre Schwester in ihrem eigens kreierten Spiel schlagen.
"Einen Narr?", fragte sie zweifelnd nach. Ein König, der sich selbst einem solchen Titel unterwarf? Stirnrunzelnd zuckte ihr Blick zu dem gescheckten Jüngling, der sich in den letzten Wochen bei Hof durch Gespött und Unterhaltung integriert hatte. Derzeit mimte er mit affektierter Gestik Spartacus Licinius und Aaron Miles nach, die ihre Köpfe bis zu den Ohren in gegärten Beeren versenkt hatten. Mit so etwas verglich sich ein König? Nun gut. Im besten Falle zeugte dies von einem sich bildenden Vertrauen zwischen ihm und ihrer Schwester. Über den schlechtesten Fall wollte sie nicht nachdenken.
"In der Tat", sprach sie gedehnt, "scheint das kein passendes Gesprächsthema zu sein." Wobei sie zugeben musste, dass Ehrlichkeit vonnöten schien. Ceres wusste, dass es sich bei Desmond um einen relativ dämlichen Mann handelte. Er war nicht dumm, er war nur schlicht und ergreifend schwer von Begriff. Was im Umkehrschluss bedeutete, dass sie ihre Absichten klar vorbringen musste. Aber was wollte sie überhaupt? Fünf Gründe, erinnerte sie sich. Fünf Gründe dagegen.
"Und ein weiterer Tanz so früh am Abend ist ebenfalls unrealistisch."
Nicht nur würde Desmond damit öffentlich Interesse zeigen, er würde auch Karthago anfechten. So etwas machte man bei Prinzessinnen, nicht bei Damen wie ihr.
"Ich denke, es ist nie zu früh, nach den Vorstellungen für die Zukunft zu fragen. Manche würden es gewiss übereilt nennen, aber obwohl die Ehe genug Zeit bietet, sich kennenzulernen, sollte man dennoch gegenseitige Erwartungen abstecken. Da jene nicht übereintreffen werden, werde ich allein dadurch einen guten Grund fin..."
Wie die Sonnenfinsternis. Sein Auftauchen fühlte sich an, wie der Moment, als die Dunkelheit sich vor die Sonne geschoben hatte. Eine unsichtbare, nicht zu greifende Welle schwappte über sie hinweg, stellte ihr die kleinen Härchen auf und obwohl sie ihn noch nicht sehen konnte, wusste sie, dass er da war. Direkt hinter ihr. Ceres gab sich nicht die Mühe, ihre Worte zu Ende zu bringen, drehte sich stattdessen um die eigene Achse und blickte direkt in Desmond Aegidius Gesicht. Auf Außenstehende mochte sie wirken, als würde sie nichts empfinden. In ihren Augen spiegelte sich nichts wider, während sie den Hengst vor sich stumm betrachtete, aber ihre fehlende Reaktion lag eher der Tatsache zugrunde, dass sie vergessen hatte zu atmen.
Es war nicht, weil er auf sie zuging. Dass er derjenige war, der auf sie zuging. Aus freien Stücken. Niemand hatte ihn gezwungen. Nicht seine Großmutter, nicht seine Familie, nein, er hätte gut und gerne Nyke Astoria oder jede andere beliebige Dame auffordern können. Stattdessen war sie die Erste, die er fragte. Aber das war nicht der Grund, warum ihr Herz einen Moment aussetzte.
"Hast du Lust?"
Du. Nicht nur senkte er die Stimme, als wäre seine Frage und ihre Antwort ein Geheimnis, nein, anstatt sie nur in aller Öffentlichkeit nach ihrer Gunst zu fragen, erkundigte er sich auch noch einmal persönlich, stellte dort Privatsphäre her, wo üblicherweise keine existierte. Er erschuf Zweisamkeit zwischen Tausenden. Ein seltsames Talent. Dummerweise eher ein Argument für, statt gegen ihn.
Kurz dachte Ceres darüber nach, ihn zappeln zu lassen, ihm zu zeigen, dass sie nach wie vor kein Interesse an ihm hatte. Aber ein Nase rümpfendes "Wenn es sein muss" passte nicht zu der Situation und überdies auch nicht länger zu ihren Gefühlen. Sie war gewiss vieles, aber keine Lügnerin und während sie einem Herren keine falschen Hoffnungen machte, schenkte sie ihm auch keine falschen Sorgen.
Also neigte sie ihr Haupt und endlich—endlich—legte sich ein ehrliches Lächeln auf ihr Antlitz.
"Es würde mich freuen, Aegidius."
Ohne falsche Scheu ließ sie sich von ihm auf die Tanzfläche führen. Dabei ließ sie es sich jedoch nicht nehmen, einen subtilen Blick über die Schulter zurückzuwerfen, direkt zu ihrer Schwester. Ihre Augen weiteten sich vielsagend, als sich ihre Blicke trafen, bevor sie wieder nach vorne sah. Ein klares Zeichen. Ein Teil von ihr wollte kaum glauben, dass ihr Traum an einem Abend gleich zweimal in Erfüllung gegangen war. Freude und Erleichterung vermischten sich in ihrem Inneren, aber seltsamerweise war es nicht das, was ihr die meiste Euphorie bescherte. Es war Aarin Miles empörtes nach Luft schnappen. Ceres Mundwinkel zuckten und sie seufzte leise, als ihr klar wurde, dass sie die Schadenfreude nicht ganz würde verstecken können.
"Nenn mich kleinlich, aber ich muss dir dafür danken, dass du mir mit einem lebenslangen Herzensanliegen geholfen hast." Ihre Worte waren leise, vertraulich gesprochen und sie versuchte dem Fakt, dass sie Desmond in trauter Zweisamkeit duzte, nicht zu viel Gewicht zu geben.
Sie stellte sich auf, machte sich bereit für die Anfangsfigur des Tanzes und nickte dabei so subtil wie möglich in die Richtung der Miles. Sie musste lächeln. Der Tag hätte nicht perfekter laufen können. Ihre Schwester und der König, Karthagos Interesse und Desmond's Aufwartung. Es war zu früh, sich ihrer Sache sicher zu sein, aber den heutigen Tag konnte sie durchaus als Erfolg verzeichnen. Jetzt musste sie nur noch ihre Schwester in ihrem eigens kreierten Spiel schlagen.