Vesta, die Schreckliche. Die Furchteinflößende. Die schlimmste Königin aller Zeiten.
Sie erschauderte. Es war ein Scherz gewesen und natürlich war ihr bestens bewusst, dass auch Ceres nichts weiter getan hatte, als ihrem Scherz lediglich beiläufig beizuwohnen. Wohl die guten Manieren, um den Redefluss nicht zu unterbrechen.
Aber was wenn? Was, wenn sie tatsächlich eine ganz furchtbare Königin werden würde? Wenn die Begebenheiten sich dem Schicksal unterwerfend und sie plötzlich tief in eine Dunkelheit ziehen würde? Immerhin hatten sie es schon einmal gesehen, Gott, mehrfach. Das Königshaus war wankelmütig gewesen, ob aus eigenem Verschulden oder dank äußerer Einflüsse, es war immer wieder zu Vorfällen gekommen, die nicht nur das Adelshaus Valerius, sondern das gesamte Volk damit unumgänglich betroffen hatten.
Sie glaubte nicht, dass sie diese Furcht umgehen konnte und doch schob sie sie zumindest für jetzt bei Seite. Sie hatte sich doch geschworen, diesen Abend nicht mit finsteren Gedanken ausklingen zu lassen. Das wäre unrecht und vor allem unwürdig. Welch liebloses Erbe für jenen Augenblick, den sie inmitten allen Seins erleben durfte. Also fasste Vesta sich wieder, atmete die duftende Luft des festlichen Abends ein und entließ die Sorgen in ihren Kerker. Sie würde die steinigen Stufen, klamm und kalt, des Nachts hinunter steigen und sich ihnen stellen. Nicht jetzt.
Mit Ceres' Worten legte sich ihr Blick auf die junge Astoria. Tatsächlich war Nyke ein recht sonderbares Geschöpf. Sie glaubte nicht, dass sie jemals etwas so zerbrechliches, so junges und gleichzeitig antikes gesehen hatte. Wie eine verlorene Elfe inmitten dieser sterblichen Geschöpfe. "Hmm", summte es abschätzend in ihrer Kehle. Zu sanft für einen stürmischen Krieger wie Desmond? Das wollte sie ihr nicht unterstellen. Dafür hatte sie zu wenige tragende Worte mit Nyke gewechselt. Ob Lucius seine Tochter überhaupt jemals aus den Händen zu geben fähig war? Wie sonderbar, dass es auch solche Häuser gab. Die einen konnten ihre Töchter nicht schnell genug loswerden und die anderen vermochten es nicht, sie ziehen zu lassen. Wie schwer wohl ein solches Laster wiegen musste?
Stolz lächelte Vesta die Aussage ihrer Schwester untermauernd. "Hört, hört!" Sie nickte eifrig und mit einem Mal wirkten sie beide wie zwei alte Greise, die ihre verlebte Zeit nun über das junge Volk richten ließen. Das Urteil der Acillius. "Sehet und staunet. Ceres, die Gnädige, verkündet ihre Gunst. Frohlocket!" Wieder das kehlige Lachen, warm und lau und... rar. Als sie wieder verstummte, entsinnte sie sich erst, wie selten es geworden war, dass sie ein solches, ehrliches Lachen von sich geben konnte. Vor allem mit Ceres an ihrer Seite. Vielleicht ein Grund mehr, weshalb sie ihre Schwester an der Seite eines Mannes wie Desmond wissen wollte. Vielleicht würde er sie das Lachen lehren und ihr zeigen, dass da mehr war als blankes Kalkül und...
Und dann musste Ceres sie natürlich überrumpeln. Soeben noch hatte sie geglaubt, ihre Schwester habe sich bereits einen Schlachtplan zusammgesponnen, da wollte das einfältige Weibsbild sie tatsächlich in besagte Pläne miteinbeziehen. Und womit? Mit dem Gespräch, das zwischen ihr und Nero - waren sie schon beim Vornamen? - und dem König stattgefunden hatte. In ihrer Überlegung verlagerte sie das Gewicht ein wenig, entlastete das rechte Hinterbein, legte den Kopf leicht in die Schräge und begann unachtsam auf der Unterlippe zu kauen. Diese Angewohnheit würde sie wohl niemals loswerden. Schon damals hatte nicht Gaia, nicht Juno, sondern Ceres sie dafür gescholten. Kaum ein Jahr war sie alt gewesen, da hatte sie die dunkle ermahnend angefahren und selbst ihrer Mutter - Gott - selbst ihrer Großmutter blankes Erstaunen entlockt.
Aber Vestas Gedanken waren nicht in jener Zeit in früher Morgenstunde. Ihre Gedanken waren bei dem dunklen Lächeln, bei dem tiefen, melodischen Auflachen und... "Ich bin froh, dass es sich für Euch genauso anfühlt."
Oh Gott.
"Ich glaube nicht, dass unser Gesprächsinhalt in diesem Kontext anwendbar ist..."
Sie war ein verschrecktes Reh. Es war unfair, wie einfach es ihm gefallen war, dieses scheue Ding aus ihrer Haltung zu stoßen. Wie hatte sie es geschafft, so kühl und anmutig vor ihm zu bleiben? Vielleicht musste sie ihrer Großmutter irgendwann doch für die harte Schule danken. Und wie konnte Ceres fragen, dass sie sich nicht sicher war, ihn zu mögen? An ihrer Stelle hätte sie wohl genau so weiche Knie bekommen. O...oder?
Ihr Blick traf den ihrer Schwester und immer noch hausierte die Erwartung. Nein. Sie thronte im Vorgarten und schlug die Beine übereinander, die Arme verschränkt vor der Brust.
"Nun," sie schluckte. Wäre sie nicht bereits einen weiteren Schritt ins Abseits gegangen, sie glaubte, ihre Schwester mit jedem Wort tiefer in den Wald zu drängen bis ihnen irgendwann die Wölfe selbst lauschen würden.
"Wir," ein Räuspern. "Wir sprachen über unser gegenseitiges Interesse und über Ehrlichkeit. Er lachte über Spartacus und Anchor, dankte mir für meine Aufrichtigkeit und dass er mir einen weiteren Tanz stehlen will. Darüber, dass wir unser Gespräch fortführen wollen..." wieder das Kauen auf der Lippe, bevor ihre Augen sich vom Punkt im Nichts lösten und sie verwirrt auflachte. "Und ich glaube an einem Punkt nannte er sich einen Narr." Sie erschrak und blickte ihre Schwester nun etwas losgelöst an. "Und dann wollte er tanzen. Ich weiß nicht, ob das auf Desmond anwendbar ist."
Sie erschauderte. Es war ein Scherz gewesen und natürlich war ihr bestens bewusst, dass auch Ceres nichts weiter getan hatte, als ihrem Scherz lediglich beiläufig beizuwohnen. Wohl die guten Manieren, um den Redefluss nicht zu unterbrechen.
Aber was wenn? Was, wenn sie tatsächlich eine ganz furchtbare Königin werden würde? Wenn die Begebenheiten sich dem Schicksal unterwerfend und sie plötzlich tief in eine Dunkelheit ziehen würde? Immerhin hatten sie es schon einmal gesehen, Gott, mehrfach. Das Königshaus war wankelmütig gewesen, ob aus eigenem Verschulden oder dank äußerer Einflüsse, es war immer wieder zu Vorfällen gekommen, die nicht nur das Adelshaus Valerius, sondern das gesamte Volk damit unumgänglich betroffen hatten.
Sie glaubte nicht, dass sie diese Furcht umgehen konnte und doch schob sie sie zumindest für jetzt bei Seite. Sie hatte sich doch geschworen, diesen Abend nicht mit finsteren Gedanken ausklingen zu lassen. Das wäre unrecht und vor allem unwürdig. Welch liebloses Erbe für jenen Augenblick, den sie inmitten allen Seins erleben durfte. Also fasste Vesta sich wieder, atmete die duftende Luft des festlichen Abends ein und entließ die Sorgen in ihren Kerker. Sie würde die steinigen Stufen, klamm und kalt, des Nachts hinunter steigen und sich ihnen stellen. Nicht jetzt.
Mit Ceres' Worten legte sich ihr Blick auf die junge Astoria. Tatsächlich war Nyke ein recht sonderbares Geschöpf. Sie glaubte nicht, dass sie jemals etwas so zerbrechliches, so junges und gleichzeitig antikes gesehen hatte. Wie eine verlorene Elfe inmitten dieser sterblichen Geschöpfe. "Hmm", summte es abschätzend in ihrer Kehle. Zu sanft für einen stürmischen Krieger wie Desmond? Das wollte sie ihr nicht unterstellen. Dafür hatte sie zu wenige tragende Worte mit Nyke gewechselt. Ob Lucius seine Tochter überhaupt jemals aus den Händen zu geben fähig war? Wie sonderbar, dass es auch solche Häuser gab. Die einen konnten ihre Töchter nicht schnell genug loswerden und die anderen vermochten es nicht, sie ziehen zu lassen. Wie schwer wohl ein solches Laster wiegen musste?
Stolz lächelte Vesta die Aussage ihrer Schwester untermauernd. "Hört, hört!" Sie nickte eifrig und mit einem Mal wirkten sie beide wie zwei alte Greise, die ihre verlebte Zeit nun über das junge Volk richten ließen. Das Urteil der Acillius. "Sehet und staunet. Ceres, die Gnädige, verkündet ihre Gunst. Frohlocket!" Wieder das kehlige Lachen, warm und lau und... rar. Als sie wieder verstummte, entsinnte sie sich erst, wie selten es geworden war, dass sie ein solches, ehrliches Lachen von sich geben konnte. Vor allem mit Ceres an ihrer Seite. Vielleicht ein Grund mehr, weshalb sie ihre Schwester an der Seite eines Mannes wie Desmond wissen wollte. Vielleicht würde er sie das Lachen lehren und ihr zeigen, dass da mehr war als blankes Kalkül und...
Und dann musste Ceres sie natürlich überrumpeln. Soeben noch hatte sie geglaubt, ihre Schwester habe sich bereits einen Schlachtplan zusammgesponnen, da wollte das einfältige Weibsbild sie tatsächlich in besagte Pläne miteinbeziehen. Und womit? Mit dem Gespräch, das zwischen ihr und Nero - waren sie schon beim Vornamen? - und dem König stattgefunden hatte. In ihrer Überlegung verlagerte sie das Gewicht ein wenig, entlastete das rechte Hinterbein, legte den Kopf leicht in die Schräge und begann unachtsam auf der Unterlippe zu kauen. Diese Angewohnheit würde sie wohl niemals loswerden. Schon damals hatte nicht Gaia, nicht Juno, sondern Ceres sie dafür gescholten. Kaum ein Jahr war sie alt gewesen, da hatte sie die dunkle ermahnend angefahren und selbst ihrer Mutter - Gott - selbst ihrer Großmutter blankes Erstaunen entlockt.
Aber Vestas Gedanken waren nicht in jener Zeit in früher Morgenstunde. Ihre Gedanken waren bei dem dunklen Lächeln, bei dem tiefen, melodischen Auflachen und... "Ich bin froh, dass es sich für Euch genauso anfühlt."
Oh Gott.
"Ich glaube nicht, dass unser Gesprächsinhalt in diesem Kontext anwendbar ist..."
Sie war ein verschrecktes Reh. Es war unfair, wie einfach es ihm gefallen war, dieses scheue Ding aus ihrer Haltung zu stoßen. Wie hatte sie es geschafft, so kühl und anmutig vor ihm zu bleiben? Vielleicht musste sie ihrer Großmutter irgendwann doch für die harte Schule danken. Und wie konnte Ceres fragen, dass sie sich nicht sicher war, ihn zu mögen? An ihrer Stelle hätte sie wohl genau so weiche Knie bekommen. O...oder?
Ihr Blick traf den ihrer Schwester und immer noch hausierte die Erwartung. Nein. Sie thronte im Vorgarten und schlug die Beine übereinander, die Arme verschränkt vor der Brust.
"Nun," sie schluckte. Wäre sie nicht bereits einen weiteren Schritt ins Abseits gegangen, sie glaubte, ihre Schwester mit jedem Wort tiefer in den Wald zu drängen bis ihnen irgendwann die Wölfe selbst lauschen würden.
"Wir," ein Räuspern. "Wir sprachen über unser gegenseitiges Interesse und über Ehrlichkeit. Er lachte über Spartacus und Anchor, dankte mir für meine Aufrichtigkeit und dass er mir einen weiteren Tanz stehlen will. Darüber, dass wir unser Gespräch fortführen wollen..." wieder das Kauen auf der Lippe, bevor ihre Augen sich vom Punkt im Nichts lösten und sie verwirrt auflachte. "Und ich glaube an einem Punkt nannte er sich einen Narr." Sie erschrak und blickte ihre Schwester nun etwas losgelöst an. "Und dann wollte er tanzen. Ich weiß nicht, ob das auf Desmond anwendbar ist."