"Und dem bist du dir sicher, nachdem du einmal mit ihm getanzt hast?"
Sie verstand die tiefliegender Präsupposition hinter den Worten. Und dieser konnte sie nichts entgegenbringen. Es würde keine Worte geben, die Ceres die erwünschte Genugtuung bringen konnten. Ceres, oder Gaia? Denn immer noch, so oft, viel zu oft, war es das Drängen der alten Acillius, welches in ihrer Schwester aufbegehrte und versuchte so hoch zu fliegen, dass Vesta sie niemals erreichen würde. Unwillkürlich musste sie sich fragen, ob auch ihre Großmutter einst solche Unterhaltungen geführt hatte. War sie abseits des Geschehens gestanden und hatte die verlebten Szenen Revue passieren lassen? War sie selbst nicht mehr als ein kleiner Teil eines größeren Plans gewesen, dem Gebaren größerer Mächte unterliegend und nur darauf lauernd, sich ihr eigenes Glück zu errichten? Womöglich hatte Vesta ihre Großmutter bislang immer nur falsch verstanden. Und dennoch konnte sie nichts tun, als gegen das laue Gefühl anzukämpfen, das ihr nach und nach die Luft zum Atmen nahm. Es war nicht recht. Der Zweck heiligte nicht die Mittel. Sie hatte es so oft bei anderen Familien miterlebt. Diese Dinge, die hinter verschlossenen Türen geschahen und dann doch einen Weg in die Ohren der Gesellschaft fand, waren unrecht. Das konnte nicht die alte Kultur und Tradition sein, von der sie stetig Predigen erdulden musste. Und wenn dem so war, wollte sie zumindest glauben, dass selbst die klügsten Köpfe sich auf ihren Pfaden einst verirren konnten.
Diese Gedanken verwerfend, war ihr bewusst, dass sie ihre Ansichten nicht an verklärte Ohren drängen konnte. Wer letztlich wohl die verklärtere der beiden war? "Du wirfst mir vor, was du selbst verleugnest." Ein fahler Ton. Nicht so schroff wie eben, als sie ihrer Schwester den Deckmantel wieder um die Schultern legte, dennoch bestimmt. "Dabei bist du es selbst, die sich in ihrem Urteil nach einem Gespräch so sicher wähnt." Wahrlich. Ein Spiegel zweier Galaxien. Sie war sich plötzlich sicher: wäre Vesta mehr nach Gaia gekommen, so wäre es Ceres gewesen, die die Flucht vor aller Pflicht ergreifen wollte. Die Waagschalen schaukelten und dabei war es völlig gleich, in welcher der beiden sich welche Schwester befand.
"Ich fühle, Schwester." Die Stimme wurde sanfter, entschuldigender und dabei schlich sich selbst so etwas wie eine Bitte um Vergebung und Verständnis in ihren Ton. Jemand musste sie daran erinnern, dass auch die Kinder dieses guten Hauses mehr als nur ausgestopfte Puppen waren. Da war mehr als nur Pflicht und Ehre. Ein schlagendes Herz sollte nicht den eigenen Rhythmus vergessen müssen. "Weshalb sollte man es mir verübeln? Ich spreche nicht von Liebe. Entgegen eurer Annahmen bin ich nicht so töricht, mich zu verrennen. Aber warum sollte ich nicht zu meiner Sympathie ihm gegenüber stehen, wenn sie Spross purer Aufrichtigkeit ist? Sollte sie mir auf meinem Weg wirklich so schaden? Es ist ungerecht, mich so vorschnell zu verurteilen."
Da. Endlich war es gesagt. Ceres sollte davon halten was sie wollte. Sie alle sollten das. Sie war kein dümmliches, kleines Mädchen mehr und sich dessen wohl bewusst, dass dieser eine Tanz kein Schicksalsschlag war oder sie sich nun einreden durfte, den König wahrlich zu kennen. Sie war lediglich erleichtert, dass es Wärme war, welche sie empfangen hatte. Eine warme, willkommene Brise und kein kaltes Eisen um ihre Glieder. Sie würde nicht akzeptieren, dass diese Empfindung falsch sein sollte.
Sie seufzte und ließ die Schultern sacken. Die Braune verstand die Wünsche ihrer Schwester. Sie ertappte sich dabei, diese sogar bestens nachempfinden zu können. Sie verstand lediglich nicht, weshalb dieser Wunsch lediglich unter Zwang und kühlem Schauspiel Erfüllung finden musste. Wenn er das überhaupt konnte.
"Oh, du!" Neckisch stupste sie das rote Fell an, der geschwungene Hals sogleich wieder die aufrechte Haltung findend. "Also gut. 5 Gründe, Ceres. Du bereitest dich besser darauf vor. Denn wenn ich gewinne, solltest du nicht vergessen, dass ich eines Tages Königin sein könnte. Und meine Strafe soll fürchterlich sein!"
Ein hallendes Lachen zwischen zerberstenden Spiegeln.
Sie verstand die tiefliegender Präsupposition hinter den Worten. Und dieser konnte sie nichts entgegenbringen. Es würde keine Worte geben, die Ceres die erwünschte Genugtuung bringen konnten. Ceres, oder Gaia? Denn immer noch, so oft, viel zu oft, war es das Drängen der alten Acillius, welches in ihrer Schwester aufbegehrte und versuchte so hoch zu fliegen, dass Vesta sie niemals erreichen würde. Unwillkürlich musste sie sich fragen, ob auch ihre Großmutter einst solche Unterhaltungen geführt hatte. War sie abseits des Geschehens gestanden und hatte die verlebten Szenen Revue passieren lassen? War sie selbst nicht mehr als ein kleiner Teil eines größeren Plans gewesen, dem Gebaren größerer Mächte unterliegend und nur darauf lauernd, sich ihr eigenes Glück zu errichten? Womöglich hatte Vesta ihre Großmutter bislang immer nur falsch verstanden. Und dennoch konnte sie nichts tun, als gegen das laue Gefühl anzukämpfen, das ihr nach und nach die Luft zum Atmen nahm. Es war nicht recht. Der Zweck heiligte nicht die Mittel. Sie hatte es so oft bei anderen Familien miterlebt. Diese Dinge, die hinter verschlossenen Türen geschahen und dann doch einen Weg in die Ohren der Gesellschaft fand, waren unrecht. Das konnte nicht die alte Kultur und Tradition sein, von der sie stetig Predigen erdulden musste. Und wenn dem so war, wollte sie zumindest glauben, dass selbst die klügsten Köpfe sich auf ihren Pfaden einst verirren konnten.
Diese Gedanken verwerfend, war ihr bewusst, dass sie ihre Ansichten nicht an verklärte Ohren drängen konnte. Wer letztlich wohl die verklärtere der beiden war? "Du wirfst mir vor, was du selbst verleugnest." Ein fahler Ton. Nicht so schroff wie eben, als sie ihrer Schwester den Deckmantel wieder um die Schultern legte, dennoch bestimmt. "Dabei bist du es selbst, die sich in ihrem Urteil nach einem Gespräch so sicher wähnt." Wahrlich. Ein Spiegel zweier Galaxien. Sie war sich plötzlich sicher: wäre Vesta mehr nach Gaia gekommen, so wäre es Ceres gewesen, die die Flucht vor aller Pflicht ergreifen wollte. Die Waagschalen schaukelten und dabei war es völlig gleich, in welcher der beiden sich welche Schwester befand.
"Ich fühle, Schwester." Die Stimme wurde sanfter, entschuldigender und dabei schlich sich selbst so etwas wie eine Bitte um Vergebung und Verständnis in ihren Ton. Jemand musste sie daran erinnern, dass auch die Kinder dieses guten Hauses mehr als nur ausgestopfte Puppen waren. Da war mehr als nur Pflicht und Ehre. Ein schlagendes Herz sollte nicht den eigenen Rhythmus vergessen müssen. "Weshalb sollte man es mir verübeln? Ich spreche nicht von Liebe. Entgegen eurer Annahmen bin ich nicht so töricht, mich zu verrennen. Aber warum sollte ich nicht zu meiner Sympathie ihm gegenüber stehen, wenn sie Spross purer Aufrichtigkeit ist? Sollte sie mir auf meinem Weg wirklich so schaden? Es ist ungerecht, mich so vorschnell zu verurteilen."
Da. Endlich war es gesagt. Ceres sollte davon halten was sie wollte. Sie alle sollten das. Sie war kein dümmliches, kleines Mädchen mehr und sich dessen wohl bewusst, dass dieser eine Tanz kein Schicksalsschlag war oder sie sich nun einreden durfte, den König wahrlich zu kennen. Sie war lediglich erleichtert, dass es Wärme war, welche sie empfangen hatte. Eine warme, willkommene Brise und kein kaltes Eisen um ihre Glieder. Sie würde nicht akzeptieren, dass diese Empfindung falsch sein sollte.
Sie seufzte und ließ die Schultern sacken. Die Braune verstand die Wünsche ihrer Schwester. Sie ertappte sich dabei, diese sogar bestens nachempfinden zu können. Sie verstand lediglich nicht, weshalb dieser Wunsch lediglich unter Zwang und kühlem Schauspiel Erfüllung finden musste. Wenn er das überhaupt konnte.
"Oh, du!" Neckisch stupste sie das rote Fell an, der geschwungene Hals sogleich wieder die aufrechte Haltung findend. "Also gut. 5 Gründe, Ceres. Du bereitest dich besser darauf vor. Denn wenn ich gewinne, solltest du nicht vergessen, dass ich eines Tages Königin sein könnte. Und meine Strafe soll fürchterlich sein!"
Ein hallendes Lachen zwischen zerberstenden Spiegeln.