07-03-2024, 11:10 AM
Anscheinend waren sie in manchen Belangen doch einer Meinung. Vielleicht hingen sie aber auch zu sehr an ihren Kindern und an der ihnen innewohnenden Unschuld, die ihnen beiden schon zu früh geraubt worden war. Sie wollten die Jungen, die unter ihren Fittichen standen, vor demselben Schicksal bewahren, aber war das überhaupt möglich? Im selben Augenblick jedoch offenbarte Tuana eine Fähigkeit, die er nicht hatte. Das unglaubliche Talent alles, aber auch wirklich alles, gutzuquatschen. Ihr Lächeln war falsch und ihre Argumente die eines optimistischen Narren, der nicht einsehen wollte, dass diese Welt in ihren eigenen Schatten ertrank. Asariel würde schon ihre Gründe haben. Ja, die hatte sie gewiss. Eigennutz. Feigheit. Sehnsucht nach Stabilität, für die ohnehin niemand garantieren konnte. Sie alle hatten ihre Gründe, aber es waren selten noble. Es verwunderte ihn, dass Tuana, jetzt, wo sie die Welt dort draußen gesehen und kennengelernt hatte, noch immer so sprach. Ihr Gespräch über die Ehe lag Ewigkeiten zurück und doch war er sich sicher, dass er heutzutage unter ähnlichen Umständen die genau gleichen Worte von ihr zu hören bekommen hätte.
Anchor durfte in Echtzeit miterleben, wie Tuana etwas empfand und es kurz darauf verleugnete. Sowohl vor ihm als auch vor sich selbst. In ihren Augen stand der blanke Hass. Ihre Muskeln spannten sich an und wäre sie einer seiner Soldaten gewesen, hätte er instinktiv gewusst, dass er sie und Rhíon niemals Übungskämpfe würde ausführen lassen, außer er hatte das dringliche Bedürfnis, ein Blutbad zu veranstalten. Dass seine Cousine zu einem solchen Hass fähig war, überraschte ihn. Er kannte sie als friedliebendes Wesen, aber obwohl sie beteuerte, Rhíon nicht zu kennen, war ihre Abneigung klar erkennbar. Anchor sah sie bloß an. Wenn sie sich selbst belügen wollte, dann sollte sie das tun. Ihn überzeugte sie jedoch nicht mit ihren neutral gewählten Worten.
"Ja", ging er gnädig auf ihren Ablenkungsversuch ein. Er hatte bereits einen Teil seiner Pflichten wieder aufgenommen. Im Laufe der Zeit war es immer mehr geworden—egal, ob man ihm davon abgeraten hatte oder nicht—und bisher schien sein Körper ihn zumindest in diesen Belangen nicht im Stich zu lassen. Vorerst. Dass er die Übungen meistens von einem der besseren Schüler oder einem der erprobten Soldaten vormachen ließ, ließ er dabei aus. Er stand am Rand, sah zu, bellte Befehle und sprach dort Lob aus, wo es angebracht war. Er kannte jeden von ihnen beim Namen, wusste, was ihre Brust vor Stolz blähte, was sie ängstigte und was sie zornig machte. All ihre Stärken und Schwächen waren ihm bekannt und dennoch bezweifelte Anchor, dass er jemals wieder an ihrer Seite kämpfen würde.
"Derzeit wird über die Zukunft der Kinder entschieden." Eine große Aufregung, die der Herbst mit sich brachte. Früher hatte Anchor sich daran erfreut, zahlreiche Jungspunde zu begutachten und ihnen einen Weg aufzuzeigen, der ihnen Pflicht und Loyalität, aber auch Gemeinschaftlichkeit beibrachte. Heutzutage war er sich sicher, dass er in ihren hoffnungsvoll geweiteten Augen bloß seinen eigenen verstorbenen Sohn sehen würde. Und seine Tochter.
"Gut möglich, dass wir dieses Jahr zum ersten Mal Mädchen im Heer ausbilden."
Es gab natürlich Fälle, wie die Familie der Dracas, oder auch Artemis Miles, aber diese Seltenheiten waren in der Familie geregelt worden. Dass sich das nun ändern würde, war offensichtlich.
Anchor durfte in Echtzeit miterleben, wie Tuana etwas empfand und es kurz darauf verleugnete. Sowohl vor ihm als auch vor sich selbst. In ihren Augen stand der blanke Hass. Ihre Muskeln spannten sich an und wäre sie einer seiner Soldaten gewesen, hätte er instinktiv gewusst, dass er sie und Rhíon niemals Übungskämpfe würde ausführen lassen, außer er hatte das dringliche Bedürfnis, ein Blutbad zu veranstalten. Dass seine Cousine zu einem solchen Hass fähig war, überraschte ihn. Er kannte sie als friedliebendes Wesen, aber obwohl sie beteuerte, Rhíon nicht zu kennen, war ihre Abneigung klar erkennbar. Anchor sah sie bloß an. Wenn sie sich selbst belügen wollte, dann sollte sie das tun. Ihn überzeugte sie jedoch nicht mit ihren neutral gewählten Worten.
"Ja", ging er gnädig auf ihren Ablenkungsversuch ein. Er hatte bereits einen Teil seiner Pflichten wieder aufgenommen. Im Laufe der Zeit war es immer mehr geworden—egal, ob man ihm davon abgeraten hatte oder nicht—und bisher schien sein Körper ihn zumindest in diesen Belangen nicht im Stich zu lassen. Vorerst. Dass er die Übungen meistens von einem der besseren Schüler oder einem der erprobten Soldaten vormachen ließ, ließ er dabei aus. Er stand am Rand, sah zu, bellte Befehle und sprach dort Lob aus, wo es angebracht war. Er kannte jeden von ihnen beim Namen, wusste, was ihre Brust vor Stolz blähte, was sie ängstigte und was sie zornig machte. All ihre Stärken und Schwächen waren ihm bekannt und dennoch bezweifelte Anchor, dass er jemals wieder an ihrer Seite kämpfen würde.
"Derzeit wird über die Zukunft der Kinder entschieden." Eine große Aufregung, die der Herbst mit sich brachte. Früher hatte Anchor sich daran erfreut, zahlreiche Jungspunde zu begutachten und ihnen einen Weg aufzuzeigen, der ihnen Pflicht und Loyalität, aber auch Gemeinschaftlichkeit beibrachte. Heutzutage war er sich sicher, dass er in ihren hoffnungsvoll geweiteten Augen bloß seinen eigenen verstorbenen Sohn sehen würde. Und seine Tochter.
"Gut möglich, dass wir dieses Jahr zum ersten Mal Mädchen im Heer ausbilden."
Es gab natürlich Fälle, wie die Familie der Dracas, oder auch Artemis Miles, aber diese Seltenheiten waren in der Familie geregelt worden. Dass sich das nun ändern würde, war offensichtlich.