07-01-2024, 05:42 PM
Sein Tanz mit Penthesilea war also schön anzusehen gewesen. Anchor machte sich nichts vor und erkannte direkt die dreiste Lüge in den Worten seiner Cousine. Er hatte das Mädchen benutzt, um sich von ungewollter Aufmerksamkeit freizumachen. Dass andere in dieser aus Selbstzweck geborenen Handlung etwas Nobles erkannten, war im besten Fall amüsant, im schlechtesten ein Zeichen absoluter Verblendung. Es war schön, dass die Achilléas selbst Gefallen daran gefunden hatte, aber dass andere über diesen Tanz richteten, war ihm zuwider. Ein so junges Mädchen wie Penthesilea—ein Kind—sollte keinen Ball eröffnen, der überdies auch noch ihre Vermählung zelebrierte. Er hätte selbst beinahe eine Tochter gehabt, die...
Er ließ den Gedanken los, noch bevor er richtig gekommen war. Anchor war sich sicher, dass Penthesilea und er ihre Rollen zur Perfektion gemeistert hatten, aber die Verbitterung in ihm blieb bestehen. Aus den Zeiten, in denen er sich öffentlich über das Begehren des Adels beschwerte, war er jedoch schon lange raus, daher nickte er nur dankend, ohne weiter auf das Thema einzugehen.
Stille breitete sich zwischen ihnen aus, während sie einander fest ansahen. Beinahe, als hätten sie beide Angst davor, den Blick abzuwenden, weil das, was sie um sich herum erblicken würden, noch schmerzhafter war, als das unangenehme Schweigen, welches sich über sie legte.
"Sie ist sehr weise", merkte er mit ruhiger Stimme an. Einerseits, weil er das Gefühl hatte, etwas sagen zu müssen, andererseits, weil er glaubte, dass dies ein Wort war, mit dem man das junge Mädchen zu selten beschrieb. Letztendlich war er der Erste, der nachgab und den Blick über die Anwesenden und die Tanzfläche schweifen ließ.
Rhíon und Ares. Sie standen noch immer zusammen und plötzlich verstand er den Blick, den seine Cousine auf die beiden gerichtet hatte. Es war mehr als bloße Eifersucht. Seine Lippen kräuselten sich zu einem grausamen Lächeln. Tuana hatte einst mit ihm über Tugend und ihre Verpflichtungen gesprochen. Anchor hatte sie damals plump abgewiesen, nicht verstehend, worauf sie hinaus wollte, aber jetzt verstand er sehr wohl und hoffte für sie, dass ihr Ehegatte ihr so treu ergeben war wie sie ihm. Rhíon schien sich darauf zu verstehen, das Chaos in die Welt zu bringen. Ihre Existenz erinnerte an eine Zeit, an die sich der Großteil der Verbliebenen nicht erinnern wollte. Unwillkürlich dachte Anchor an Adesh. Seit Jahren hatte er keinen Gedanken mehr an den braunen Hengst mit zu vielen Ideen und zu viel Tatendrang verschwendet und kurz fragte er sich, ob er es nach seinem Verrat vollbracht hatte, mit seinem Leben davonzukommen. Aus irgendeinem Grund hatte man ihm nie etwas anhaben können.
"Du verachtest sie", stellte er nüchtern fest, während er Rhíon dabei beobachtete, wie sie Ares in eine anscheinend unverfängliche Konversation verwickelte. Anchor gab sich nicht einmal die Mühe, Tuana höflich anzusprechen, aber er verurteilte sie nicht. Wie hätte er das auch tun können, wenn er selbst einige der hier Anwesenden kaum ansehen konnte?
Er ließ den Gedanken los, noch bevor er richtig gekommen war. Anchor war sich sicher, dass Penthesilea und er ihre Rollen zur Perfektion gemeistert hatten, aber die Verbitterung in ihm blieb bestehen. Aus den Zeiten, in denen er sich öffentlich über das Begehren des Adels beschwerte, war er jedoch schon lange raus, daher nickte er nur dankend, ohne weiter auf das Thema einzugehen.
Stille breitete sich zwischen ihnen aus, während sie einander fest ansahen. Beinahe, als hätten sie beide Angst davor, den Blick abzuwenden, weil das, was sie um sich herum erblicken würden, noch schmerzhafter war, als das unangenehme Schweigen, welches sich über sie legte.
"Sie ist sehr weise", merkte er mit ruhiger Stimme an. Einerseits, weil er das Gefühl hatte, etwas sagen zu müssen, andererseits, weil er glaubte, dass dies ein Wort war, mit dem man das junge Mädchen zu selten beschrieb. Letztendlich war er der Erste, der nachgab und den Blick über die Anwesenden und die Tanzfläche schweifen ließ.
Rhíon und Ares. Sie standen noch immer zusammen und plötzlich verstand er den Blick, den seine Cousine auf die beiden gerichtet hatte. Es war mehr als bloße Eifersucht. Seine Lippen kräuselten sich zu einem grausamen Lächeln. Tuana hatte einst mit ihm über Tugend und ihre Verpflichtungen gesprochen. Anchor hatte sie damals plump abgewiesen, nicht verstehend, worauf sie hinaus wollte, aber jetzt verstand er sehr wohl und hoffte für sie, dass ihr Ehegatte ihr so treu ergeben war wie sie ihm. Rhíon schien sich darauf zu verstehen, das Chaos in die Welt zu bringen. Ihre Existenz erinnerte an eine Zeit, an die sich der Großteil der Verbliebenen nicht erinnern wollte. Unwillkürlich dachte Anchor an Adesh. Seit Jahren hatte er keinen Gedanken mehr an den braunen Hengst mit zu vielen Ideen und zu viel Tatendrang verschwendet und kurz fragte er sich, ob er es nach seinem Verrat vollbracht hatte, mit seinem Leben davonzukommen. Aus irgendeinem Grund hatte man ihm nie etwas anhaben können.
"Du verachtest sie", stellte er nüchtern fest, während er Rhíon dabei beobachtete, wie sie Ares in eine anscheinend unverfängliche Konversation verwickelte. Anchor gab sich nicht einmal die Mühe, Tuana höflich anzusprechen, aber er verurteilte sie nicht. Wie hätte er das auch tun können, wenn er selbst einige der hier Anwesenden kaum ansehen konnte?