06-23-2024, 03:02 PM
Karthago Dracas war ein Exzentriker. Es war eine seltsame Offenbarung, schließlich hatte sie die letzten Jahre damit verbracht zu glauben, dass es sich bei dieser Familie um eine Ansammlung aus stoischen Kriegshelden handelte. Natürlich waren sie für ihr Geschick in der Kampfkunst bekannt, aber die Tatsache, dass Karthago sich nicht nur durch seine Stärke, sondern vor allem durch seine Dramatik ausmachte, verwunderte sie. Vielleicht sollte sie nicht von dem Ruf einer Familie auf deren Individuen schließen. Schließlich gab es auch unter den Achilléas jemanden, der aus der Reihe getanzt war, so fromm sie auch wirken mochten.
"Führt mich doch wenigstens erst einmal aus bevor wir direkt über Nachwuchs sprechen."
"Vielleicht sollte ich das tun."
Auch, wenn eine derartige Einladung eigentlich von dem Mann ausgehen sollte. Karthago eignete sich selbstverständlich in keiner Weise als respektabler Ehegatte, aber dennoch wollte sie ein weiteres Gespräch mit ihm führen. Denn obwohl er sich daran zu erfreuen schien, sie vorzuführen, wirkten seine Worte wie ein geheimnisvoller Schatz, den man vor ihren Nüstern baumeln ließ. Hinzu kam, dass er durchaus die Option gehabt hatte, sie lächerlich zu machen. Mehrere Male. Aber das hatte er nicht getan. Was ihn interessant machte, waren jedoch nicht seine seltsamen Einstellungen oder idealistischen Überzeugungen. Solches hätte ihn nur zu einem Idioten gemacht. Nein, was sie aufhorchen ließ, war der versteckte Schmerz, der in seinen Worten schlummerte. Die Erwähnung von seinen verborgenen Ängsten und das freudlose Gelächter, welches der Erklärung über seinen Vater folgte. Ceres witterte ein Geheimnis und sie war noch nie allzu gut darin gewesen, sich aus den Angelegenheiten anderer heraus zu halten. Mit Wehmut erinnerte sie sich an ihre Kindheit, die Zeit, bevor ihre Großmutter angefangen hatte, ihr das gute Benehmen zu erklären. Natürlich hatte sie früh angefangen, sich vernünftig zu betragen, aber besonders jungen Kindern sah man vieles nach. Ein Umstand, den Ceres genutzt hatte. Ihr Lieblingsspiel war Spionieren gewesen. Wäre es vermutlich heute noch.
Ihre Gedanken wurden von Karthago unterbrochen, der seine Nüstern über ihre Stirn gleiten ließ und ihren Schopf zur Seite schob. Für einen Moment war sie entsetzt. Dann vernahm sie ein entzücktes Seufzen hinter sich und erachtete die Geste als etwas Positives. Auch wenn ihre Beine ein wenig zitterten, doch ein kollabierender Kreislauf war nichts, auf das sie nicht vorbereitet war. Vielsagend schob sie das Kinn vor und ließ nicht zu, dass sich ihr Blick von dem Karthagos trennte. Weder seine anmaßenden Gesten noch seine Worte würden dazu beitragen, dass sie vergaß, was sich hier abgespielt hatte. Eine Weile noch sahen sie einander an, bevor Ceres nickte, als hätten sie sich ohne Worte auf etwas geeinigt. Sie kehrte Karthago mit einer letzten, höflichen Verbeugung den Rücken zu.
Alle starrten. Nun, vielleicht nicht alle, aber sehr wohl die Gemeinschaft an jungen Damen, mit denen sie sich in der Regel umgab. Man sah sie. Nahm sie wahr. Ceres lächelte und als sie an Aarin vorbeischritt, samt hocherhobenem Kopf und Schweif, erfüllte sie nichts als Genugtuung. Doch dann vergaß sie die Blicke der anderen. Vesta, an der wahrhaftig gerade alle Blicke klebten, löste sich von dem König und beide lächelten. Sie lächelten! Beide!
Binnen Sekunden war sie von der einen auf die andere Seite der Tanzfläche gehuscht; hatte es dabei irgendwie vollbracht, auf Außenstehende so zu wirken, als würde sie sich nicht beeilen. Mit einem höflichen Knicks verabschiedete sie den König, der ihr ohnehin schon den Rücken zugewandt hatte, drückte sich an die Flanke ihrer Schwester und führte sie von dem Gedränge fort.
"Wie war es!?", fragte sie atemlos. Die Hälfte des Tanzes ihrer Schwester hatte sie gar nicht gesehen, weil sie die Anwesenheit Karthagos hatte genießen dürfen. Sie bereute es nicht direkt, aber sie präferierte es, sich ihr eigenes Urteil zu bilden. Nun war sie auf die Erinnerungen ihrer Schwester angewiesen.
"Erzähl mir alles!"
"Führt mich doch wenigstens erst einmal aus bevor wir direkt über Nachwuchs sprechen."
"Vielleicht sollte ich das tun."
Auch, wenn eine derartige Einladung eigentlich von dem Mann ausgehen sollte. Karthago eignete sich selbstverständlich in keiner Weise als respektabler Ehegatte, aber dennoch wollte sie ein weiteres Gespräch mit ihm führen. Denn obwohl er sich daran zu erfreuen schien, sie vorzuführen, wirkten seine Worte wie ein geheimnisvoller Schatz, den man vor ihren Nüstern baumeln ließ. Hinzu kam, dass er durchaus die Option gehabt hatte, sie lächerlich zu machen. Mehrere Male. Aber das hatte er nicht getan. Was ihn interessant machte, waren jedoch nicht seine seltsamen Einstellungen oder idealistischen Überzeugungen. Solches hätte ihn nur zu einem Idioten gemacht. Nein, was sie aufhorchen ließ, war der versteckte Schmerz, der in seinen Worten schlummerte. Die Erwähnung von seinen verborgenen Ängsten und das freudlose Gelächter, welches der Erklärung über seinen Vater folgte. Ceres witterte ein Geheimnis und sie war noch nie allzu gut darin gewesen, sich aus den Angelegenheiten anderer heraus zu halten. Mit Wehmut erinnerte sie sich an ihre Kindheit, die Zeit, bevor ihre Großmutter angefangen hatte, ihr das gute Benehmen zu erklären. Natürlich hatte sie früh angefangen, sich vernünftig zu betragen, aber besonders jungen Kindern sah man vieles nach. Ein Umstand, den Ceres genutzt hatte. Ihr Lieblingsspiel war Spionieren gewesen. Wäre es vermutlich heute noch.
Ihre Gedanken wurden von Karthago unterbrochen, der seine Nüstern über ihre Stirn gleiten ließ und ihren Schopf zur Seite schob. Für einen Moment war sie entsetzt. Dann vernahm sie ein entzücktes Seufzen hinter sich und erachtete die Geste als etwas Positives. Auch wenn ihre Beine ein wenig zitterten, doch ein kollabierender Kreislauf war nichts, auf das sie nicht vorbereitet war. Vielsagend schob sie das Kinn vor und ließ nicht zu, dass sich ihr Blick von dem Karthagos trennte. Weder seine anmaßenden Gesten noch seine Worte würden dazu beitragen, dass sie vergaß, was sich hier abgespielt hatte. Eine Weile noch sahen sie einander an, bevor Ceres nickte, als hätten sie sich ohne Worte auf etwas geeinigt. Sie kehrte Karthago mit einer letzten, höflichen Verbeugung den Rücken zu.
Alle starrten. Nun, vielleicht nicht alle, aber sehr wohl die Gemeinschaft an jungen Damen, mit denen sie sich in der Regel umgab. Man sah sie. Nahm sie wahr. Ceres lächelte und als sie an Aarin vorbeischritt, samt hocherhobenem Kopf und Schweif, erfüllte sie nichts als Genugtuung. Doch dann vergaß sie die Blicke der anderen. Vesta, an der wahrhaftig gerade alle Blicke klebten, löste sich von dem König und beide lächelten. Sie lächelten! Beide!
Binnen Sekunden war sie von der einen auf die andere Seite der Tanzfläche gehuscht; hatte es dabei irgendwie vollbracht, auf Außenstehende so zu wirken, als würde sie sich nicht beeilen. Mit einem höflichen Knicks verabschiedete sie den König, der ihr ohnehin schon den Rücken zugewandt hatte, drückte sich an die Flanke ihrer Schwester und führte sie von dem Gedränge fort.
"Wie war es!?", fragte sie atemlos. Die Hälfte des Tanzes ihrer Schwester hatte sie gar nicht gesehen, weil sie die Anwesenheit Karthagos hatte genießen dürfen. Sie bereute es nicht direkt, aber sie präferierte es, sich ihr eigenes Urteil zu bilden. Nun war sie auf die Erinnerungen ihrer Schwester angewiesen.
"Erzähl mir alles!"