06-08-2024, 07:42 PM
Vestas Herz war wahrlich nicht mehr als eine gläserne, durchsichtige Amsel. Sobald die Stimme des Königs, ihres Königs, sich melodisch und ruhig erhoben hatte, begann es warm und vorsichtig in ihrer Brust zu schlagen. Die Flügel zerbrechlich und kristallen, wagten sich an ein zögerliches Flattern. Noch nicht, rief sie ihre innere Stimme zur Räson. Zu früh, viel zu früh. Bislang war es nicht mehr als die leise Hoffnung, dass der schwarze König ihr nicht weitere Ketten um die dürren Gliedmaße schnallen würde. Von einer Befreiung durfte hier noch keine Rede, nicht einmal ein Gedankenanflug sein. Sie wollte fliegen, das durfte sie nicht vergessen. Kaum glaubte sie aber, dass sich dieser Wunsch jemals erfüllen würde. Nicht, solange ihre Familie das Seil, welches man um sie gespannt hatte, noch so fest und bestimmt in den Händen hielt. Es war also nicht mehr als ein blasser Schimmer, den Vesta sich in Neros Augen, seiner Stimme, der Art und Weise, in der er sich selbst trug, jedem einzelnen Wort, in welchem sich seine Gedanken in einem ruhigen Bariton niederschlugen, erhoffte. Nur eine stumme, niemals ausgesprochene Hoffnung. Also wagte sich auch ihr Lächeln noch nicht völligst an ihn heran, nur eine laue Brise zwischen stürmischen Böen.
So höflich, so vorsichtig, stellte sie fest als er sie grüßte. Dabei hätte er sein können, wie und wonach auch immer ihm der Sinn stand. Sie würde ihm irgendwann für die Wahl, die er für diesen Moment getroffen hatte, danken. Ihr schien, er verdiente es. Ihre Großmutter würde sie dafür rügen. Es geziemte sich wohl nicht, sich in solch Nichtigkeiten zu verfangen, sich seines eigenen Wertes nicht in aller Öffentlichkeit offensiv bewusst zu sein. Und doch sollte sie bescheiden sein, nicht wahr? Ihre Gedanken kreisten mal wieder in den Widersprüchlichkeiten, die sie in dieser Welt vorfand.
Ob er es bemerkt hatte? Ihr Blick lag noch immer auf ihm. War sie ihrem Fokus abhanden gekommen? Hatten ihre Augen, diese dunklen, zerbrechlichen Perlen aus Onyx und Obsidian, sie etwa verraten und sich wieder an seinem bloßen Sein aufgehalten? Ceres hätte ihr, elegant und bedacht, eine verpasst. Dabei hatte sie ihm unentwegt in das markante, stoische Gesicht geblickt. Und plötzlich fand sie, dass er einem Abenteuer gleich kam. So viel hatte sie schon über ihn gehört - doch nicht von ihm.
Närrische Träumerin. Ihr Käfig würde bleiben.
"Oh, gewiss. Ich freue mich so für meinen Bruder. Penthesilea ist wahrlich ein Segen für unsere Familie. Er ist des öfteren zu unbeirrt. Die kleine Fee wird ihm ein weisendes Licht auf dunklen Pfaden sein. Daher kann ich der Veranstaltung ihr zu Ehren nur zustimmen." Wollte er das wissen? Sie hielt inne. "Verzeiht. Ihr hattet wahrscheinlich nicht nach meinem Innersten verlangt." Ob Gaia jemals erwartet hätte, dass ihre strenge Erziehung auch den gegenteiligen Effekt haben könnte? Dass sie in erster Linie eine toxische Unsicherheit in ihre Enkelinnen getrieben hatte? Ihr Blick schweifte ab, ein ehrliches Lächeln amüsierte sich über ihren Fauxpas.
Dann fasste sie sich wieder und forschte in seinem Antlitz. "Wie ist es mit euch, Hoheit? Genießt ihr die Heiterkeit?" Auch ihr müsst sie vermisst haben, führte sie gedanklich fort. Tatsächlich wollte sie wissen, wie es um seine Gedanken diesbezüglich stand. Nero Valerius hatte tatsächlich vieles durchmachen müssen. Nicht nur der Verlust von Freunden und Verbündeten, sondern der des eigenen Herzens. Ah, da war es wieder. Ihr Mitleid mit ihm und die Unsicherheit, dem Vorhaben ihrer Familie jemals gerecht zu werden. Davon abgesehen: seinen Ansprüchen jemals gerecht zu werden. Sie konnte nicht anders, als auch den König gedanklich dafür zu rügen. Was hatte er sich dabei nur gedacht? Sie war eine Träumerin, eine Romantikerin - keine Königin. Ihr Herz schlug für das Volk und für den Frieden, das seelische Wohlbefinden aller, die diesem Reich zugehörig waren. Vor allem aber schlug es für Freiheit, ihre Freiheit. Es war alles zu früh. Ihre Gedanken verrannten sich in allerlei Richtungen. Alles war noch zu früh, ging zu schnell. Doch sie würde standhaft bleiben. Wenn nicht für ihre Familie, für die Erwartungen ihrer Großmutter, dann für sich selbst und ihr wacker schlagendes Herz. Und sollte Nero es sich wünschen, sollte er sich als ehrenhaft und gütig genug für ein gläsernes Herz erweisen, dann auch für ihn.
"Ich hoffe, dass weder ihr noch Spartacus und Anchor es mir übel nehmt, mich so aufzudrängen. Es war nicht meine Absicht, die Runde aufzulösen. Ich schulde auch ihnen eine Entschuldigung." Sie hatte gewusst, dass diese Situation eintreffen konnte. Was aber hatte sie schon anderes tun können? Wer um die Matriarchin der Acillius wusste, würde zustimmen, dass der Groll Anchors und Spartacus' das bessere Los war. Dennoch. Sie würde diese beiden aufsuchen und sich aufrichtig entschuldigen.
So höflich, so vorsichtig, stellte sie fest als er sie grüßte. Dabei hätte er sein können, wie und wonach auch immer ihm der Sinn stand. Sie würde ihm irgendwann für die Wahl, die er für diesen Moment getroffen hatte, danken. Ihr schien, er verdiente es. Ihre Großmutter würde sie dafür rügen. Es geziemte sich wohl nicht, sich in solch Nichtigkeiten zu verfangen, sich seines eigenen Wertes nicht in aller Öffentlichkeit offensiv bewusst zu sein. Und doch sollte sie bescheiden sein, nicht wahr? Ihre Gedanken kreisten mal wieder in den Widersprüchlichkeiten, die sie in dieser Welt vorfand.
Ob er es bemerkt hatte? Ihr Blick lag noch immer auf ihm. War sie ihrem Fokus abhanden gekommen? Hatten ihre Augen, diese dunklen, zerbrechlichen Perlen aus Onyx und Obsidian, sie etwa verraten und sich wieder an seinem bloßen Sein aufgehalten? Ceres hätte ihr, elegant und bedacht, eine verpasst. Dabei hatte sie ihm unentwegt in das markante, stoische Gesicht geblickt. Und plötzlich fand sie, dass er einem Abenteuer gleich kam. So viel hatte sie schon über ihn gehört - doch nicht von ihm.
Närrische Träumerin. Ihr Käfig würde bleiben.
"Oh, gewiss. Ich freue mich so für meinen Bruder. Penthesilea ist wahrlich ein Segen für unsere Familie. Er ist des öfteren zu unbeirrt. Die kleine Fee wird ihm ein weisendes Licht auf dunklen Pfaden sein. Daher kann ich der Veranstaltung ihr zu Ehren nur zustimmen." Wollte er das wissen? Sie hielt inne. "Verzeiht. Ihr hattet wahrscheinlich nicht nach meinem Innersten verlangt." Ob Gaia jemals erwartet hätte, dass ihre strenge Erziehung auch den gegenteiligen Effekt haben könnte? Dass sie in erster Linie eine toxische Unsicherheit in ihre Enkelinnen getrieben hatte? Ihr Blick schweifte ab, ein ehrliches Lächeln amüsierte sich über ihren Fauxpas.
Dann fasste sie sich wieder und forschte in seinem Antlitz. "Wie ist es mit euch, Hoheit? Genießt ihr die Heiterkeit?" Auch ihr müsst sie vermisst haben, führte sie gedanklich fort. Tatsächlich wollte sie wissen, wie es um seine Gedanken diesbezüglich stand. Nero Valerius hatte tatsächlich vieles durchmachen müssen. Nicht nur der Verlust von Freunden und Verbündeten, sondern der des eigenen Herzens. Ah, da war es wieder. Ihr Mitleid mit ihm und die Unsicherheit, dem Vorhaben ihrer Familie jemals gerecht zu werden. Davon abgesehen: seinen Ansprüchen jemals gerecht zu werden. Sie konnte nicht anders, als auch den König gedanklich dafür zu rügen. Was hatte er sich dabei nur gedacht? Sie war eine Träumerin, eine Romantikerin - keine Königin. Ihr Herz schlug für das Volk und für den Frieden, das seelische Wohlbefinden aller, die diesem Reich zugehörig waren. Vor allem aber schlug es für Freiheit, ihre Freiheit. Es war alles zu früh. Ihre Gedanken verrannten sich in allerlei Richtungen. Alles war noch zu früh, ging zu schnell. Doch sie würde standhaft bleiben. Wenn nicht für ihre Familie, für die Erwartungen ihrer Großmutter, dann für sich selbst und ihr wacker schlagendes Herz. Und sollte Nero es sich wünschen, sollte er sich als ehrenhaft und gütig genug für ein gläsernes Herz erweisen, dann auch für ihn.
"Ich hoffe, dass weder ihr noch Spartacus und Anchor es mir übel nehmt, mich so aufzudrängen. Es war nicht meine Absicht, die Runde aufzulösen. Ich schulde auch ihnen eine Entschuldigung." Sie hatte gewusst, dass diese Situation eintreffen konnte. Was aber hatte sie schon anderes tun können? Wer um die Matriarchin der Acillius wusste, würde zustimmen, dass der Groll Anchors und Spartacus' das bessere Los war. Dennoch. Sie würde diese beiden aufsuchen und sich aufrichtig entschuldigen.