Man danke dem Himmel für Álvaro. Ob ihm überhaupt gewiss war, was er durch seine bloße Anwesenheit in ihrer Nähe anzurichten fähig war? Ob ihm die Auswirkungen darüber, dass er sie sogar hier her begleitet hatte gewahr waren? Wahrscheinlich nicht. Denn sein Gemüt lag wie immer in weichen, ruhigen Wogen und seine Aura ein Schleier aus samtigster Seide. Sie konnte nicht leugnen, dass sein Einfluss auch sie beruhigt hatte. Dennoch - ihr Herz schlug ihr bis zum Hals.
Denn Rhíon hatte sich nicht hier her begeben wollen. Auf diesen Veranstaltungen war es ebenso leicht unterzugehen wie auch gesehen zu werden. Was davon vorteilhafter für sie war, konnte sie selbst noch nicht ganz erschließen. "Nur Mut," hatte der Falbe an ihrer Seite ihr einst warm zugesprochen und sie wollte diesem Mantra treu bleiben. Ja, wirklich. Alles in ihr wünschte sich, dass sie ihrem neu gefassten Entschluss gerecht werden würde. Die Einsamkeit hatte so harsch an ihr genagt, dass sie kaum eine Nacht durchgeschlafen hatte. Wenn sie der Schlummer gefasst hatte, so hatten sie Ängste und Zweifel wieder aus der Ruhe und in die Tiefe Schwärze der Nacht gerissen. Lyrae wollte ihrer Sorge nicht zustimmen. Sie war immerhin ihres eigenen Glückes Schmied und auch wenn das rote Mädchen als ehemaliges Mitglied der Königsfamilie sich dessen bewusst war, wollte ihr der Hammer nur schwer auf den Amboss fallen. Das Feuer in ihrer Schmiede war lau geworden und es kostete sie größte Mühe, sich ihrer eigenen Flamme wieder zu erinnern.
Sie atmete tief durch, hatte den Blick über die Weite der Fläche wandern lassen. Weniger abwertende Blicke als sonst trafen ihren Leib. Ob es ihre bloße Anwesenheit hier war, die ihren Mut und ihre Resilienz zeigte oder die vergangenen Tage und Wochen, in denen sie unter Ezraels Leitung der Heilergilde beigetreten war, etwas hatte sich verändert. Einige der Hengste nickten ihr zu. Sie erkannte viele von ihnen wieder. Nicht wenige hatten ihr vor den dunklen Tagen noch charmant und liebeslüsterne Worte zugetragen.
Die hellen Blüten in ihrem warm glänzenden Haar wogen schwer. Sie fühlten sich noch immer unverdient an. Und je mehr ihre Gedanken sich drehten, wilder tanzten als der Eröffnungstanz durch Anchor und Penthesilea, begannen ihre Nerven zu taumeln. "Entschuldigt mich, Álvaro. Ich denke ich brauche doch noch einen Moment," entschuldigte sich das Mädchen höflich und entsagte sich mit einer ehrlichen und respektvollen Verbeugung vom Falben. "Habt Dank. Tiefsten Dank." Sie meinte es. Und sie wusste, dass Álvaro sie verstand. Ehrlicherweise aber fühlte sie sich nicht wohl dabei, ihn mit ihrer Anwesenheit eventuell doch zu belasten. Nicht, dass er es so empfinden würde - dafür war er zu gutherzig. Tatsächlich aber hatte er nach wie vor einen hohen Stand im Volk und sie wollte die Gefahr schlichtweg nicht eingehen, er könne doch in ein unangenehmes Licht fallen.
Ihre Nerven lagen blank. Sie hatte nicht erwartet, dass sie Anchor auf diese Art begegnen würde. Ihre letzte Begegnung hing ihr noch immer nach und es verkrampfte ihr das Herz. Sie konnte nicht erklären, weshalb seine Worte ein solches Ausmaß auf sie hatten. Warum sie ausgerechnet ihm ihre ehrlichsten Gefühle offenbart hatte. Nicht, dass der Fuchs sich des Gewichts dessen bewusst war oder überhaupt darum scheren würde. Aber es war ein Sinnbild für alles, was mit ihrem Leben schief gelaufen war.
Blicke von allen Seiten, so fühlte es sich an. Hier und da ein lüsterner Blick, der ihr bedeutete, was einige von ihnen noch von ihr hielten. Sie war blind für die Wärme, die andere ihr zutrugen. Und in ihrer Blindheit, wusste sie nicht wohin sie sollte. Erst einmal in der Menge verschwinden. Zunächst wieder zur Räson kommen, sich fassen und die steinerne Fassade der immer noch eleganten und aristokratischen Ziehtochter nicht brechen lassen. Sie musste sich also schnell einen Platz in den Schatten ergattern. Musste durch die Menge, musste...
Sie kam abrupt zum Stehen und ihre Augen fanden sich in glänzendem Rot wieder, das schillernd auf festen Muskeln spannte. Sie erkannte ihn sofort und doch lag beinahe ein Schrecken in ihrem Gesicht.
"Ares. Ich.. Ich grüße euch." Sogleich neigte sie das Haupt, wenngleich ihr Blick sich beinahe verängstigt von ihm löste. Hatte sie ihn einen Moment zu lange angesehen? Zu forsch? Hatte Tuana ihren Blick auf ihren Ehemann erhascht? Sie atmete.
Atmete erneut.
"Verzeiht. Ich war etwas kopflos." Nur noch einmal atmen. Dann würde sie weiterziehen. Vielleicht konnte sie Desmond ausfindig machen. Auch wenn er ihr indessen ferner denn je erschien.
Denn Rhíon hatte sich nicht hier her begeben wollen. Auf diesen Veranstaltungen war es ebenso leicht unterzugehen wie auch gesehen zu werden. Was davon vorteilhafter für sie war, konnte sie selbst noch nicht ganz erschließen. "Nur Mut," hatte der Falbe an ihrer Seite ihr einst warm zugesprochen und sie wollte diesem Mantra treu bleiben. Ja, wirklich. Alles in ihr wünschte sich, dass sie ihrem neu gefassten Entschluss gerecht werden würde. Die Einsamkeit hatte so harsch an ihr genagt, dass sie kaum eine Nacht durchgeschlafen hatte. Wenn sie der Schlummer gefasst hatte, so hatten sie Ängste und Zweifel wieder aus der Ruhe und in die Tiefe Schwärze der Nacht gerissen. Lyrae wollte ihrer Sorge nicht zustimmen. Sie war immerhin ihres eigenen Glückes Schmied und auch wenn das rote Mädchen als ehemaliges Mitglied der Königsfamilie sich dessen bewusst war, wollte ihr der Hammer nur schwer auf den Amboss fallen. Das Feuer in ihrer Schmiede war lau geworden und es kostete sie größte Mühe, sich ihrer eigenen Flamme wieder zu erinnern.
Sie atmete tief durch, hatte den Blick über die Weite der Fläche wandern lassen. Weniger abwertende Blicke als sonst trafen ihren Leib. Ob es ihre bloße Anwesenheit hier war, die ihren Mut und ihre Resilienz zeigte oder die vergangenen Tage und Wochen, in denen sie unter Ezraels Leitung der Heilergilde beigetreten war, etwas hatte sich verändert. Einige der Hengste nickten ihr zu. Sie erkannte viele von ihnen wieder. Nicht wenige hatten ihr vor den dunklen Tagen noch charmant und liebeslüsterne Worte zugetragen.
Die hellen Blüten in ihrem warm glänzenden Haar wogen schwer. Sie fühlten sich noch immer unverdient an. Und je mehr ihre Gedanken sich drehten, wilder tanzten als der Eröffnungstanz durch Anchor und Penthesilea, begannen ihre Nerven zu taumeln. "Entschuldigt mich, Álvaro. Ich denke ich brauche doch noch einen Moment," entschuldigte sich das Mädchen höflich und entsagte sich mit einer ehrlichen und respektvollen Verbeugung vom Falben. "Habt Dank. Tiefsten Dank." Sie meinte es. Und sie wusste, dass Álvaro sie verstand. Ehrlicherweise aber fühlte sie sich nicht wohl dabei, ihn mit ihrer Anwesenheit eventuell doch zu belasten. Nicht, dass er es so empfinden würde - dafür war er zu gutherzig. Tatsächlich aber hatte er nach wie vor einen hohen Stand im Volk und sie wollte die Gefahr schlichtweg nicht eingehen, er könne doch in ein unangenehmes Licht fallen.
Ihre Nerven lagen blank. Sie hatte nicht erwartet, dass sie Anchor auf diese Art begegnen würde. Ihre letzte Begegnung hing ihr noch immer nach und es verkrampfte ihr das Herz. Sie konnte nicht erklären, weshalb seine Worte ein solches Ausmaß auf sie hatten. Warum sie ausgerechnet ihm ihre ehrlichsten Gefühle offenbart hatte. Nicht, dass der Fuchs sich des Gewichts dessen bewusst war oder überhaupt darum scheren würde. Aber es war ein Sinnbild für alles, was mit ihrem Leben schief gelaufen war.
Blicke von allen Seiten, so fühlte es sich an. Hier und da ein lüsterner Blick, der ihr bedeutete, was einige von ihnen noch von ihr hielten. Sie war blind für die Wärme, die andere ihr zutrugen. Und in ihrer Blindheit, wusste sie nicht wohin sie sollte. Erst einmal in der Menge verschwinden. Zunächst wieder zur Räson kommen, sich fassen und die steinerne Fassade der immer noch eleganten und aristokratischen Ziehtochter nicht brechen lassen. Sie musste sich also schnell einen Platz in den Schatten ergattern. Musste durch die Menge, musste...
Sie kam abrupt zum Stehen und ihre Augen fanden sich in glänzendem Rot wieder, das schillernd auf festen Muskeln spannte. Sie erkannte ihn sofort und doch lag beinahe ein Schrecken in ihrem Gesicht.
"Ares. Ich.. Ich grüße euch." Sogleich neigte sie das Haupt, wenngleich ihr Blick sich beinahe verängstigt von ihm löste. Hatte sie ihn einen Moment zu lange angesehen? Zu forsch? Hatte Tuana ihren Blick auf ihren Ehemann erhascht? Sie atmete.
Atmete erneut.
"Verzeiht. Ich war etwas kopflos." Nur noch einmal atmen. Dann würde sie weiterziehen. Vielleicht konnte sie Desmond ausfindig machen. Auch wenn er ihr indessen ferner denn je erschien.