05-30-2024, 11:56 AM
Vesta musste nun stark, so stark sein, um nicht das bereits auf ihren Zügen lauernde Lächeln in ein breites Strahlen auslaufen zu lassen. Noch stärker, Vesta. Das war nicht genug. Es zupfte zu sehr an ihren Winkeln, erreichte viel zu schnell ihre Augen, erhaschte die Aufmerksamkeit einiger der am Rande verweilenden Damen und Herren und hielt sich erst dann im Zaum, als ihre Mutter sie strafend ansah. Auch das geziemte sich nicht. Sie hätte nicht glückbeseelt dem nun davon schreitenden Anchor nachsehen sollen, wie er die junge Braut ihres eigenen Bruders geradezu entführte. Wie aber konnte sie sich nicht an diesem Anblick ergötzen? Und dann war da auch noch die auflodernde Flamme neben ihr. Es war zu knapp gewesen, die Grenze vor einem heiteren Auflachen war nur durch ihre starr gewordene Familie geschlossen worden.
Hatte Nero sie erblickt? Hatte er ihr ungehobeltes Verhalten gesehen? Ein rascher, geübter Blick durch die Menge verriet ihr zwar, dass sie nicht gerade negatives Aufsehen erregt hatte. Einige der Damen nickten ihr zu, hier und da ein charmantes Lächeln bekannter Hengste. Neros Reaktion konnte sie nicht ausmachen. Sie wollte ihn aber schlichtweg nicht über eine solche Kleinigkeit echauffiert wissen. Ob aus Selbstschutz oder aus ihrer hohen Meinung ihm gegenüber heraus geboren, würde sie zunächst offen lassen.
"Verehrte Schwester," sie neigte ihr Haupt sanft vor die Füchsin. "Lass uns dieser Schmach nicht erliegen." Man sollte von ihr halten was man wollte. Vesta aber war keineswegs nur ein dümmliches Kind. Sicher, an Politik und den Machenschaften am Hofe hielt sie nichts, doch aber ruhte ein durchaus kluges Köpfchen auf ihren Schultern und sie wäre eine Närrin, ihrer Schwester in dieser Angelegenheit zu widersprechen. Wohl aber wäre es noch närrischer, sie in ihrer Rage ziehen zu lassen. Nicht, dass sie selbst sich in ihrem Eifer zum besagten Gespött machen würde.
"Was stelle ich nur mit dir an," seufzte sie betroffen. "Du bist selbst mit dir zu streng. Ich mache mir noch Sorgen um dein dünnes Nervenkleid." So blind. Sich ihres eigenen Wertes nicht bewusst. Vielleicht die einzige Schwäche ihrer schönen Schwester. Das und die arbiträre Tatsache, dass sie das Licht der Welt ein paar unbedeutende Jahre später als Vesta erblickt hatte. Welch Ironie, dass sie sich nur zu oft wie die jüngere der beiden fühlte.
Oh, am liebsten würde sie sich hier fortstehlen. Sie standen wie die Hennen auf der Stange und wenn Vesta sich ihrer Aufgabe hier auch bewusst war, so ertrug sie es nicht. Lediglich das Verdrängen ihrer eigenen Zukunft und aller Verantwortungen, die damit einhergingen, ließ sie hier noch gerade stehen und die Luft stetig durch die enge, wange Brust ziehen.
Heimlich zwinkerte sie ihrem Bruder zu, lächelte verheißend und hoffte, er würde Mut finden, sich sein authentisches Strahlen nicht nehmen zu lassen. Sie hoffte, er könnte freier sein als sie es war.
"Oh?" Ihr Blick schweifte ab. "Ist das nicht Desmond Aegidius?" Sie wusste nicht zu viel über den hellen Soldaten. Natürlich, Haus und Rang und Abstammung und sämtliche einschneidenden Ereignisse. Ihre Familie hatte dafür gesagt, dass sie diese höchst wichtigen Dinge niemals vergessen würde - über keinen der Mitglieder der Adelsfamilien. Wer er aber als Person war, war Vesta bislang verwehrt geblieben. Zugegeben hatte er sie schon immer neugierig gemacht. Seine Art war frisch und unabhängig und seine autarke Lebensweise ließ sie blass werden vor Neid. In einem anderen Leben wäre sie vielleicht lieber Desmond Aegidus gewesen.
"Ob er wohl auch nach einer Braut sucht?" Unverfroren. "Vielleicht sollten sich deine Augen weniger auf besagte Suchen begeben, Enkelin."
Sie senkte den Blick, nicht aber das schöne Haupt. "Gewiss. Verzeiht, Großmutter." Die Amsel im Käfig und der Phoenix strahlend hell neben ihr. Vielleicht würde sie später einen ruhigen Moment finden, sich ihren tristen Gedanken gebührend hinzugeben.
Hatte Nero sie erblickt? Hatte er ihr ungehobeltes Verhalten gesehen? Ein rascher, geübter Blick durch die Menge verriet ihr zwar, dass sie nicht gerade negatives Aufsehen erregt hatte. Einige der Damen nickten ihr zu, hier und da ein charmantes Lächeln bekannter Hengste. Neros Reaktion konnte sie nicht ausmachen. Sie wollte ihn aber schlichtweg nicht über eine solche Kleinigkeit echauffiert wissen. Ob aus Selbstschutz oder aus ihrer hohen Meinung ihm gegenüber heraus geboren, würde sie zunächst offen lassen.
"Verehrte Schwester," sie neigte ihr Haupt sanft vor die Füchsin. "Lass uns dieser Schmach nicht erliegen." Man sollte von ihr halten was man wollte. Vesta aber war keineswegs nur ein dümmliches Kind. Sicher, an Politik und den Machenschaften am Hofe hielt sie nichts, doch aber ruhte ein durchaus kluges Köpfchen auf ihren Schultern und sie wäre eine Närrin, ihrer Schwester in dieser Angelegenheit zu widersprechen. Wohl aber wäre es noch närrischer, sie in ihrer Rage ziehen zu lassen. Nicht, dass sie selbst sich in ihrem Eifer zum besagten Gespött machen würde.
"Was stelle ich nur mit dir an," seufzte sie betroffen. "Du bist selbst mit dir zu streng. Ich mache mir noch Sorgen um dein dünnes Nervenkleid." So blind. Sich ihres eigenen Wertes nicht bewusst. Vielleicht die einzige Schwäche ihrer schönen Schwester. Das und die arbiträre Tatsache, dass sie das Licht der Welt ein paar unbedeutende Jahre später als Vesta erblickt hatte. Welch Ironie, dass sie sich nur zu oft wie die jüngere der beiden fühlte.
Oh, am liebsten würde sie sich hier fortstehlen. Sie standen wie die Hennen auf der Stange und wenn Vesta sich ihrer Aufgabe hier auch bewusst war, so ertrug sie es nicht. Lediglich das Verdrängen ihrer eigenen Zukunft und aller Verantwortungen, die damit einhergingen, ließ sie hier noch gerade stehen und die Luft stetig durch die enge, wange Brust ziehen.
Heimlich zwinkerte sie ihrem Bruder zu, lächelte verheißend und hoffte, er würde Mut finden, sich sein authentisches Strahlen nicht nehmen zu lassen. Sie hoffte, er könnte freier sein als sie es war.
"Oh?" Ihr Blick schweifte ab. "Ist das nicht Desmond Aegidius?" Sie wusste nicht zu viel über den hellen Soldaten. Natürlich, Haus und Rang und Abstammung und sämtliche einschneidenden Ereignisse. Ihre Familie hatte dafür gesagt, dass sie diese höchst wichtigen Dinge niemals vergessen würde - über keinen der Mitglieder der Adelsfamilien. Wer er aber als Person war, war Vesta bislang verwehrt geblieben. Zugegeben hatte er sie schon immer neugierig gemacht. Seine Art war frisch und unabhängig und seine autarke Lebensweise ließ sie blass werden vor Neid. In einem anderen Leben wäre sie vielleicht lieber Desmond Aegidus gewesen.
"Ob er wohl auch nach einer Braut sucht?" Unverfroren. "Vielleicht sollten sich deine Augen weniger auf besagte Suchen begeben, Enkelin."
Sie senkte den Blick, nicht aber das schöne Haupt. "Gewiss. Verzeiht, Großmutter." Die Amsel im Käfig und der Phoenix strahlend hell neben ihr. Vielleicht würde sie später einen ruhigen Moment finden, sich ihren tristen Gedanken gebührend hinzugeben.